Übrigens: Die Bilder werden durch Anklicken größer - hätte nicht geglaubt dass man da heut zu Tage noch drauf hin weisen muss ;-)
Erster Akt

Bereits am 29.12. will ich nach 3 Tagen Klettern mal was anderes machen. Von Itri (170 m) gehts auf den Monte Ruazzo, anschließend den Normalabstieg zur die Monti Aurunci erschließenden Straße.
Zuerst über eine gewundene Naturstraße gemächlich aufwärts,

 
dann durch einen Wald in den Nebel. Die Markierungen gehen verloren, auf einem Berg komme ich trotzdem. Horizontale Graupelschauer sorgen bei Sicht gerade mal zum Boden zusätzlich für "Stimmung". Ich stolpere über eine offene Wasserleitung, die ich bis zu einem Unterstand verfolge.

Ich will mich dort schon nieder lassen, suche einen Platz mit Mobilfunk- Empfang (um meine Leute nicht zu beunruhigen) und finde zufällig eine Markierung. Im steileren Gelände ist jetzt auch wieder der Weg aus zu machen.
Nur 20 Minuten trennten mich von der Straße. Obwohl ich total nass bin, nimmt mich jemand mit.

Acht Tage danach: Zweiter Akt

Ausgerechet am schönsten Tag der zwei Wochen muss mein bester Freund Andreas wieder nach Hause. Weil ich ihn mittler Weile nicht mehr so oft sehe, bringe ich ihn noch zum Bf nach Formia. An Klettern ist nach drei Tagen Fingerlochzerrerei ohnehin nicht zu denken. Zumal Viktoria an ihrem letzten Urlaubstag unbedingt noch mal in die Grotte will und sich zu diesem Zweck zwei aus unserer Sicht noch halbwüchsigen Krafteiern an schließt, so dass ich vermutlich nicht all zu viel zu klettern hätte. Ganz abgesehen davon erwarte ich für heute einen Ansturm Eingeborener,
"Bergeinsamkeit"
 
denn Dreikönig (Epifania) ist hier der höchste Feiertag des Jahres, an dem, im Gegensatz selbst zum 2. Weihnachtstag oder Ostern, ganz sicher niemand arbeitet.
 
Aber _DIESEN_ Tag in einem der Nobelkaffees in Formia abhängen, das wäre wirklich zu schade. Und außerdem teuer.  
Der 8 Tage zuvor besuchte vermutliche Monte Ruazzo müsste doch auch von Formia aus über einen der Gebirgskämme erreichbar sein. Und genau das versuche ich bei für unsere Verhältnisse frühlingshaften Temperaturen und wolkenlosem Himmel. Zuerst  gehe ich nur der Nase nach, dann erspähe ich einen Feldweg, der den Hang nordwärz querend aus der Stadt führt. Dorthin geht es zum Start.

     
Nach oben hin nimmt die Temperatur rapide ab, aber keine Wolke trübt den dunkelblauen Himmel. Die stark verkarstete Landschaft mit vielen riesigen Dolinen ist südseitig -außer in der einzigen Schlucht- immer unbewaldet.

Das einzige zusammen hängende Stück Grün und die Schlucht,  aber auch Blumen findet man hier
     
Nichts stört die Aussicht aufs Meer und auf die Städte der Küste.  

Ganz entfernt im Norden ist der fast 3000 Meter hohe Gran Sasso (am Schnee) zu erkennen. Natürlich nicht auf einem Foto.
Während der Pause gibz was, das (bei gleichem Energiegehalt )in dreierlei Hinsicht besser ist als Powerbar:  
1.Schmeckt besser, 2. Kostet ein Drittel, 3. biologisch abbaubare Verpackung
 
 Weiter geht es, immer die Aussicht genießend.
   
Auch oben am Gipfel des Monte Ruazzo liegt der Niederschlag der letzten Tage noch als Schnee. Außerdem bin ich jetzt sicher, dass ich 8 Tage zuvor auf einem anderen Berg war. Denn der andere Berg hatte kein Gipfelbuch, in das ich wieder einen Bepper unter bringen konnte.
 
 
Der Abstieg im Alpenglühen (nennt man das im Appeninn auch so?)  führt nordseitig durch mediterranen Wald mit beeindruckenden Klufthöhlen. Im letzten Licht des Tages erreiche ich -nein, dieses Mal nicht den Gipfel, sondern- die Asphaltstraße, auf der mich ein paar Spatziergänger auflesen und in die Stadt zurück bringen. Minus 800 Höhenmeter Asphalt bleiben meinen morschen Knochen damit erspart.

   
Obwohl der Gipfel vom letzten zur Anfahrt zugelassenen Punkt nur etwa 1 1/2 Stunden entfernt ist, habe ich heute auf der ganzen Tour niemanden getroffen. Außer diesen Ziegen:


 
Man muss also nicht um die halbe Welt fliegen, um einmal Ruhe zu genießen.

(c)  Rainer Lampatzer, 2004, www.lampatzer.de