Samstag 5 Uhr 32, Stuttgart Hbf: Bei für die Tageszeit absolut sommerlichen
Temperaturen von über 20 Grad und 90% Luftfeuchte fahren ich und Josep
Richtung Oberstdorf ab. Bei 140 km/h zwischen Ulm und Memmingen kann man
aus dem Prasseln des Regens aufs Wagendach nicht auf dessen Intensität
schließen. Kurz vor Oberstdorf kommt dann tazächlich kurz mal
die Sonne raus. Wir entschweben ausgeschlafen und frisch gefrühstückt
in die Metropole der Allgäuer Alpen.
Bis zum nächstes Mal, hoffentlich bei besserem Wetter ....![]() ![]() http://community.webshots.com/photo/81924716/96039383JtNOyZ http://community.webshots.com/photo/81924716/96039438kGpYqN In der Käseralpe gibt es erst mal Jägertee, d.h. viel Jäger und wenig Tee ;-) . Kann man für 3 Euronen aber auch erwarten. Dafür warten wir fast 2 Stunden, bis sich der erste Landregen verzogen hat. Und der hat nun auch noch ein Paar Grad mehr mit gebracht. Am Weg zum Rauheck gehen wir durch einen kleinen "Dschungel", wo sich ein herunter hängeder Ast in meinem Rucksack verhängt. Heftiges Ziehen befördert nicht diesen Ast zu Boden, sondern mich nach oben. Das bringt mir in Verbindung mit meiner Kleidung den Kosenamen "Tarzan" ein. ![]() ![]() ![]() http://community.webshots.com/photo/81924716/96039493PBgCVh http://community.webshots.com/photo/81924716/96039595xgKCxF http://community.webshots.com/photo/81924716/96039664eHVqVs ![]() ![]() ![]() http://community.webshots.com/photo/81924716/96039771bKjxMh http://community.webshots.com/photo/81924716/96039698MeaaBS http://community.webshots.com/photo/81924716/96039830glexPJ Auf der Kemptener Hütte kommen Schuhe, Strümpfe und Hose in den überfüllten und mäßig beheizten Trockenraum mit total überforderter Lufttrocknungsanlage. Da kommt dann eine blöde Zicke noch auf die glorreiche Idee, durch beide Fenster weitere nasse Luft hinein zu lassen. Davon ist sie nicht ab zu bringen. Jetzt ist die Luft da drin nicht nur feucht, sondern auch noch kalt Ganz im Gegenteil zum Gastraum. Überfüllt, mindestens 27 Grad, vielleicht auch 30, eine protzige Urkunde "25 Jahre erfolgreiche Geschäftsbeziehungen zur ...-Brauerei" ;-) (im DIN A1- Format) und etliche besoffene Hüttenweg- Schlurfer beim Apres- Hike lassen eher auf ein Volksfestzelt schließen. Das bekannt gute Essen will ich jetzt bestellen. Die Bedienung verhält sich allerdings wie in manch prüdem US- Staat: No shoes, no shirt, no service. In einem Viersternrestaurant hätte ich dafür Verständnis. In einer Berghütte nicht. Vor Leuten, die im Suff die Bude vollkotzen, hat die Dame offensichtlich weniger Angst. In hungriger Hektik suche ich das T- Shirt. Zum Glück habe ich meine Sandalen dabei und an. Sonst hätte ich die bereit liegenden Fußpilzbomben verwenden müssen. Endlich kann ich den Rinderbraten bestellen. Mit 9 Euro 70 das teuerste Essen, aber es lohnt sich. Zur Wiederherstellung des Glykogenspiegels allerdings nicht uneingeschränkt geeignet. Eine Beilagenportion der leckeren Spätzle zusätzlich halte ich bei dem Preis eigentlich für inbegriffen. Doch ich täusche mich. Es kommt ein RIESENTELLER. Der _kann_ nicht umsonst sein. Der Preis ist moderat: 1 Euro 80. Dafür schlägt die Hütte beim Bier zu. Ist mir aber egal:-). Weinschorle passt viel besser zum Rinderbraten. Meine Nackenmuskeln schmerzen vom neuen Rucksack. Josep massiert sie ein Paar Minuten lang. Bis ich wieder einen Anpfiff kriege. Geht die Massage halt durch das (innen recht rauhe) T-Shirt weiter. Das verschafft mir einen roten Nacken. Sonntag: Mit der Nächtigung haben wir Glück. Während 32 Leute im kleinen Lager schlafen (bzw. zu schlafen versuchen, denn alle 90 Minuten ertönt das Kommando zum simultanen Umdrehen ;-) ), haben wir zwei das große Lager (67 Plätze) für uns. Schlafdefizit, der aufs Dach prasselnde Regen und die 1600 Meter Aufstieg des Vortags lassen uns bis 8 Uhr 15 liegen. Dann müssen wir schön brav "bitte bitte" sagen, bekommen aber doch das Teewasser. Die Entscheidungsfindung "gleich runter oder doch noch weiter" ist nach 2 Stunden beendet. Wir gehen weiter. Denn man kann ja am Waltenberger Haus auch absteigen. Meine Hose aus schnell trocknendem Stoff ist trocken, die (naturmaterialfreien) Schuhe auch. Die Socken nicht. Von Joseps Jeans ganz zu schweigen. Macht aber nix. Denn 5 Minuten später ist ohnehin alles wieder nass. Joseps Tempo verhindert zuverlässig, dass mir bei Nieselregen kalt wird. Bei einem Block am Weg bouldern wir vor Übermut noch eine Runde. ![]() ![]() ![]() http://community.webshots.com/photo/81924716/96039920IlgBkr http://community.webshots.com/photo/81924716/96039990dOlAzB http://community.webshots.com/photo/81924716/96040052ggCBvj ![]() ![]() ![]() http://community.webshots.com/photo/81924716/96040084LwxGZq http://community.webshots.com/photo/81924716/96040118NwlTCz http://community.webshots.com/photo/81924716/96040163nICrtX ![]() ![]() ![]() http://community.webshots.com/photo/81924716/96040185ofFHWT http://community.webshots.com/photo/81924716/96040245GKGDFr http://community.webshots.com/photo/81924716/96040291rvFAUJ Dieses ist gerade in der Schließungsphase. Der Ofen ist aus. Dennoch nimmt der (super nette) Wirt meine nassen Socken in die Küche und kriegt sie fast trocken, aus meinen Wanderschuhen läuft das Wasser von allein ab, während ich eine Gemüsesuppe esse. Hauptsache warm, kräftig und leicht verdaulich, der Rest ist mir erst mal egal. Das schweißnasse T- Shirt ist auch nach einer Stunde trocken. Am Abstieg nehmen wir noch ein paar Sachen der Hütte mit, die nicht überwintern können: etwas Tiefkühlkost, eine Druckgasflasche, Bettwäsche. Als symbolischen Trägerlohn kriegen wir eine Tafel Schololade. Schlechtes Wetter am Schlusswochenende ist für den Wirt der GAU: Während normaler Weise jeder Gast eine Kleinigkeit ins Tal mit nimmt, müssen heute und morgen 5 Leute 4-6 mal laufen. ![]() ![]() http://community.webshots.com/photo/81924716/96040379UQbYUh http://community.webshots.com/photo/81924716/96041068RedAXl In der Birgsau ist die Tour zu Ende. Ich bin froh, jetzt nicht mehr 3 Stunden im Dunkeln durch Regen Auto fahren zu müssen. Am Bahnhof in Oberstdorf essen wir für zwei Euronen leckeren Eintopf. Im Zug trocknen unsere Sachen, wir selbst schlafen, sortieren die Bilder der Kamera aus und schmieden Pläne für die nächste Tour. Und wie gingen die Tests aus? Der Rucksack (Salewa Mountain Guide 30) mit den komfortablen Ringsrum- Reißverschlüssen ist zumindest mit meinen (nicht einmal übermäßig ausgeprägten) Nackenmuskeln nicht kompatibel. Wie das mit der im Produktnamen angesprochenen Gruppe klappen soll, weiß ich nicht, die Jungs sind doch meist kräftiger. Gerade aufgehängte Schultergurte sind bei einem Neupreis von 79 Euro für einen grßeren Daypack eine eigentlich unverzeihliche Fehlkonstruktion. Aber trotz der Rauheit der verwendeten Materialien und der Feuchtigkeit hatte ich weder an Schultern noch am Rücken Hautverluste zu beklagen. Die Sandalen haben i.W. das gekonnt, was sie sollten. (siehe anderen Thread). Den Trinksack habe ich auch hingekriegt und ich weiß jetzt wie er zu benutzen ist, ohne mich zu bekleckern. Ich selbst habe trotz bedenklich leichter Kleidung, mit der ich Überholte und Entgegenkommende teilweise in Schreckzustände versetzte ("Hilfe ein Yeti"), keine Erkältung davon getragen. Vor allem eines: Wir beide wurden mal wieder daran erinnert, dass selbst Spazierwege bei den "richtigen" Verhältnissen absolut ungemütlich werden können. Und dabei hatten wir ja gar kein richtiges Unwetter. |