(Im doppelten Sinne: )"Climbing is hot"

Donautal 3.August 2003 und Ammergauer Alpen am 9.+10.August 2003

Kennenlernen

Alle Bilder vom Donautal (c) Jörg Abendroth, http://www.DerPhotograph.de

Seit einiger Zeit schon stand ich mit einem "FloJoe" aus climbing.de in Kontakt. Obwohl er es wohl auch geschrieben hat, so recht ist nicht bis zu mir durchgedrungen, dass besagter Knabe erst süße 15 ist. Jochen (so sein bürgerlicher Name) klettert einen guten Grad besser als ich und wollte aber auch mal ins Gebirge. Das ergänzte sich prima, und so verabredeten wir uns zum Kennenlernen erst mal in seiner Heimat, dem Donautal.

Am Schaufels, des Donautals Prachtstück, treffen wir uns gegen halb 10. Denn unser Fahrer Jörg ist Morgenmuffel und vor 8 Uhr nicht zur Abfahrt zu bewegen. Jochen bringt seinen Vater Hans mit, denn seine Mutter lässt ihn nicht mit wildfremden Leuten klettern. Weiter von der Partie sind der mir ebenfalls bis dahin unbekannte Josep aus Spanien und Jochens Schwester. Jetzt ist Eile angesagt, denn ab 12 Uhr 30 hat man im Hochsommer am Schaufels nichts mehr verloren.

Während Jochen seine Familie den Normalweg führt, habe ich mir mit Jörg und Josep die direkt daneben liegende "leere Welt" vorgenommen. Dabei will ich gleichzeitig Jochen beobachten. Bei dem Vorhaben bleibt es, denn ich verpasse den Einstieg und steige vollkommen ungedehnt in eine VIII ein, von dem bereits der untere Teil solide VII- ist. Nach dem Abseilen vom 5. Zwischenhaken habe ich dann ordentlich harte Arme, und so gehe ich auch den Normalweg.

Sofort auf Anschlag zu gehen ist nicht zu empfehlen. Der mich sichert ist Josep. Noch ist der Normalweg im Schatten und trotzdem schon 28 Grad warm.
     
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Jochen kann richtig beeindrucken. Der mit dem Gesicht eines Zwölfjährigen so zart aussehende Knabe "spatziert" den großen Weg gerade so hoch und hilft von oben noch seiner unausgeschlafenen Schwester und seinem gerade erst wieder ins Klettern eingestiegenen Vater. Auch die den Alpen ähnlichen Tiefblicke beeindrucken ihn - im Gegensatz zu vielen anderen selbst deutlich stärkeren Kletterern- wenig.

vlnr: Gedränge am Standplatz, Aussicht nach SO und NW aus dem Normalweg
     
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Wir erreichen den Ausstieg vor der mörderischen Sonne und gehen zum Traumfels, wo Jochen uns noch ein paar Routen einhängt. Jochen klettert bis VI+ absolut souverän. Auch bei Bruthitze.    

Ist er nicht ein Pr8exemplar? Das Erstaunlichste ist, dass er in seinem hauptsächlicher Sport Skilanglauf im Landeskader ist. Das Klettern hat (neben dem Spaß) den Vorteil, dass er im Gegensatz zu all den Nur- Ausdauersportlern nicht so "verhungert" aussieht.
     
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Jörg, Josep und Hans versuchen sich mit mehr oder weniger viel Hängen (im Nachstieg) auch an den Routen. Wir seilen durch die glutheiße Schaufels- Südrinne ab und holen uns dabei hochrote Köpfe. Gegen 16 Uhr 30 steigen wir ab und verabreden uns fürs nächste Wochenende in die Ammergauer.

vlnr: Jörg in der "Rittlerkante" am Traumfels, Schaufels- Panorama.
  
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Eine Woche später

Samstag um Acht lesen mich Hans und Jochen am Bahnhof in Kempten auf. Um 10 laufen wir auf der Kenzenhütte los Richtung Geiselstein- Ostverschneidung. Gerade am Rastplatz, ziehen fette Wolken auf, und Hans, FÜL Bergsteigen, empfiehlt, eine Route zu gehen, die man abseilen kann, und zwar nicht auf ein abschüssiges Grasband, sondern bis zum Boden. Und weil das alles schnell gehen soll, gehen wir in die alte Südwand. Doch darin befindet sich eine offenbar recht unsachgemäß zu Werke gehende Seilschaft. Eine Viertelstunde später fliegt ein mehrere Kilo schwerer Stein genau auf den i.d.R. solo zu begehenden Wandvorbau. Wir ziehen es vor, die Südverschneidung zu gehen. Die Hoffnung, die zwei Leute bis zum gemeinsamen Ausstieg überholt zu haben, war unnötig. Denn sie seilten nach einer weiteren Seillänge ab.
Jochen findet den Weg ohne Topo oder Routenbeschreibung auf Anhieb. Nach 1 1/2 Stunden sind wir glücklich am Gippl.

vlnr: Blick aus der Südverschneidung, Jochens erste Alpinkletterei, Alle drei oben

     
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Das befürchtete Unwetter kommt fast überhaupt nicht. Am Nachmittag machen wir noch eine Sportkletterroute, bevor ein kurzer Regenschauer unsere ausgetrocknete Haut streichelt.Wir seilen ab und gehen bei ausnahmsweise mal strahlendem Wetter zur Hütte.

     
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Es ist noch so warm, dass man am Wasserfall duschen könnte, wenn der Boden nicht so glibberig wäre ;-)

  

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Nach einer recht erholsamen Nacht in der nur halb belegten Kenzenhütte wollen wir uns heute an der OV versuchen.

Während wir klettertechnisch keine Schwierigkeiten erwarten (die Route ist saniert, V+A0 bzw.VI+), erleben wir eine unangenehme Überraschung am Zugang: Das dazu zwingend zu begehende Pfarrer- Geiger Band (am Bild ganz unten rechts) endet nach etwa 25 Metern in der Wand. Die Steigspuren sind eindeutig, daher gehe ich davon aus, dass wir uns nicht verlaufen hatten. Im KleFü ist außerdem eine Unterbrechungsstelle II angegeben. Hans weigerte sich jeden Falls standhaft auch nur einen Schritt weiter zu gehen (noch bevor er das Ende erreicht hatte).


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Zum Einen war der liebe Kleine etws geknickt, weil sich ein schon sicher geglaubtes Ziel (ausgerechnet am Vorabend hat ihm jemand den Kopf davon vollgeschwärmt) trotz optimaler Verhältnisse zerschlug noch bevor es los ging, zum Anderen war es ihm nicht ganz einfach zu vermitteln, dass wir uns jetzt -bei mittler Weile brütender Hitze- den zuvor so flott hinunter gerutschten Schutthang wieder hoch graben müssen um uns dann in einer Südwandroute (Plattenriss) braten zu lassen.

Letzterer stellte sich jedoch als wunderschöne Tour heraus. Die letzte Seillänge (50 Meter Direktausstieg) sind für VI- ganz schön deftig. Aber einem richtigen Jochen macht so was auch nichts aus. Als wir wieder unten waren, hatten wir überall dort, wo kein Rucksack war, ordentlich Sonnenbrand.

   
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