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NEIN, es geht hier nicht um das was der eine oder andere denken mag. Sondern
um "Abenteuer Alb"
Als Stuttgarter kann man kaum jedes Wochenende ins Gebirge - erst recht
nicht wenn alle die, mit denen man sonst ins Gebirge geht im Urlaub, krank,
geschäftlich oder familiär verhindert sind.
Also treffen wir (Hartmut, Sascha und ich) uns um 8 an der Uni, um einen
Sonntag auf der Alb zu verbringen. Bei der Hitze kommen natürlich nur
Schattenfelsen in Frage und derer gibt es nicht viele. Mit genädiglicher
Genehmigung des BUND darf man ab 16.7. bis 30.9. auch am Rutschenfels klettern,
am "alpinsten" Massiv der Mittleren Alb.
Schon der Abstieg erinnert in nicht schöner Weise daran, wie ich
mich August letzten Jahres vom Sasso di Toanella runter gefürchtet
habe - eine fast senkrechte Rinne (III), und weil wir dieses Jahr die ersten
sind, ist diese einen halben Meter hoch mit Laub gefüllt.
Mittwoch hat es kräftig geregnet. In dem nordexponierten Loch ist
es noch feucht. So dürfen wir unten uns eine halbe Stunde lang 500 Meter
durch einen Dschungel aus Manns hohen Brennnesseln schlagen. Das macht richtig
Laune - vor allem mit kurzer Hose und freiem Oberkörper. Und wie der
Felsname, so ist auch der 30-45 Grad geneigte schottrige Untergrund: Rutschig.
Wenn man nicht gerade über unter dem Gestrüpp liegende vermoderte
alte Bäume stolpert.
Endlich unter der Höllwand (VI-). Die 10 Meter zum eigentlichen Einstieg
hänge ich vor die erste Seillänge an. Da brauchen Hartmut und Sascha
nicht auch noch solo den Bruchhaufen hoch. Direkt nach dem "eigentlichen
Einstieg" kommt auch gleich die Schlüsselstelle, der Beginn des großen
Quergangs. Wo früher 20 Normalhaken steckten (mal mehr und mal weniger,
je nach aktuellen Bestürzungen) tun jetzt 4 Bohrhaken viel bessere Dienste.
Und der nicht lebensmüde Kletterer sieht am ersten Blick, dass er hier
Keile, Friends und vor allem Bandschlingen mit zu nehmen hat, anstelle sich
von Kilo weise Rost Tonnen weise Sicherheit vorgaukeln zu lassen. Hunderte,
wenn nicht Tausende von Kletterern haben den Weg - fast zu 100 Prozent - von
brüchigen Griffen und Tritten gesäubert. Das Klettern ist nur noch
Genuss - wenn auch voller ungewohnter und auf der Alb nicht erwarteter Eindrücke.
In der großen Höhle ist das Seil auch fast zu Ende. Die zweite
Länge beginnt mit einem Schacht, über den sich sogar Klettersachsen
freuen würden. Herrlich ruhig ist es hier, die nächste Straße
mit nennenswerten Verkehrsaufkommen ist 3 km weg hinter dem Hügel, der
die Burg Hohenurach trägt. Trotz verwinkelter Wegführung kann man
die Seilkommandos ohne Gebrüll übermitteln.
Für Albverhältnisse steil, aber großgriffig geht es über
zwei Bühler zum ausgesetzten Stand auf einer kleinen Kanzel. Zwei weitere
Bühler sichern dann die für Keile ungeeigneten Kletterstellen der
letzten -eher unspektakulären- Länge auf den Albtrauf. 110 Kletter-
bzw.80 Höhenmeter, 8 Zwischenhaken, ca 15 Sanduhren und 6 (benötigte)
Keilstellen liegen unter uns.
Und weil es so schön war, hängten wir den (kurzen) Viererweg
(V+) noch an. Dass der horizontale Balken der "4" nicht zusammen gebrochen
ist, nachdem ich ihn mit meiner Masse beaufschlagte, wundert mich jetzt noch.
An Haken ist da jedenfalls nicht zu denken und Sika gibts bei uns nicht ;-P
. Denn da fallen schon Steine, wenn man nur scharf hin schaut ;-). Dafür
ist die zweite Länge auf den Trauf einer der herrlichsten Fünfer
der Alb.
Unseren Schweiß werden wir zum Abschluss des Tages noch in einem
erfrischenden kleinen See los. Rechtzeitig bevor die Wurschtbuden am Stadtteilfest
schließen, bin ich wieder zu Hause.