Klettern in den Dolomiten vom 18.-27.9.2003
Rainer Lampatzer http://www.lampatzer.de - Tonnenweise Kletter-und Wanderlinks
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Dabei waren: Jens Schulze, Kerstin Spiegel, Michael König und ich
   
   
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Do.: Anmarsch
Nach einer ruhigen Nacht in der Pension Obwechser in Klausen besichtige ich das den Namen der Stadt gebende Kloster. Da bricht mir von meinem Wanderschuh eine Öse. Doch die Gastgeber helfen. Drei Häuser weiter wohnt ein Schumacher, der mir das kostenlos und sofort repariert. Gegen 14 Uhr 30 lesen mich Jens und Micha auf. Angesichts des katastrophalen Zustands meiner alpinen Kletterschuhe kaufe ich mir noch ein Paar. So gut sitzen die aber auch nicht, dass ich sie gleich in den großen Touren anziehen würde.
Aber auf die Hütte kommen sie mit, kann je schließlich nicht wissen, wann die alten Treter auseinander fallen. Wir suchen die Regensburger Hütte oberhalb von St. Chistine im Grödnertal auf.
   

Tipp: Die Regensburger Hütte bietet Polenta in allen Variationen, eine leckerer als die andere und nicht durchgelegene Lager. Was will der Kletterer mehr?

Fr.: In Messners Kinderzimmer
Heute geht es auf die Südostkante der Odla de Cisles (IV, eine Stelle V) hoch. Wie Kerstin und Jens den Einstieg fanden, weiß ich bis heute nicht.  
   

Es ging etwa 70 Meter hoch über mehr oder weniger senkrechtes Gras (allerdings mit hinreichend großen Trittkuhlen) zu zwei in selbigem steckenden Rostis. Das Wetter sollte jetzt gut bleiben, denn hier kommt man nicht runter. Anschließend zügig die kaum zu verfehlende Route hoch. Witzig ist die kleine Höhle, durch die wir uns mitsamt Rucksäcken hindurch zwängen.
Nach einer über Gebühr langen Gipfelrast  
   

zur Abseilstelle, nach der Abseilerei geht es über brandgefährlichen, abschüssigen und nicht sicherbaren Schotter. Es folgt ein Kamin, dessen geschlagener Abseilhaken besten Falls für das Gleichgewicht taugt, so dass dieser hintersichert werden muss und der letzte immer abklettern muss. Weitere 10 Meter Abseile führen dann in die mit Schotter gefüllte Schlucht. Die Gehgeräusche darin werden von den umgebenden Felswänden reflektiert. Ein unheimliches Erlebnis. Ich bin heilfroh, wieder unten zu sein.
Während Kerstin, Michael und ich wenigstens einen Teil des Abends der Sonne beim Untergehen zusehen, zieht es Jens im Lande des Kalterer Sees zum Bier. Nun ja ....
Tipp1: Für den Graseinstieg empfiehlt sich ein Steileisgerät. Damit kann der erste hochspazieren und für die anderen ein Seil legen.
Tipp2: Statt 7 mal abseilen reichen auch 3 mal 50 Meter. Die Abseile  ist so eingerichtet, dass es definitiv nicht möglich ist, in die Schlucht abzuseilen.
 
Samstag: Schlüsselstelle Abstieg
 
Heute ist die -ebenfalls weitestgehend cleane- Nordwestkante (stellenweise V) des Pulpititurms (2613 m) fällig.
   
   
 
Der KleFü konnte von der Kletterei gar nicht genug schwärmen.  Er behält recht. Über bombiges Gestein geht es Seillänge um Seillänge aufwärts. Selbst in vielen gebohrten Routen habe ich mich (z.B. wg. zu hoch steckender Haken) nicht so wohl gefühlt wie heute. Nicht nur einmal verschwand mein gesamtes Schlingen- und Keilsortiment während nur einer Seillänge in Löchern und Rissen. Ehe wir uns versehen, ist die realtiv kurze Tour (7 * 35 bis 50 Meter im senkrechten Teil) unter uns. Es folgt ein super scharfer Grat, den wir trotz der geringen
Schwierigkeit (III) sichern. Denn zum Teil laufen wir wie auf Messers Schneide.
 
Doch das dicke Ende kommt. Eine harmlose I im KleFü verheißt einen bequemen Abstieg, dann stehen wir auch schon in einer 40 bis 50 Grad steilen, mit Feinschutt gefüllten Rinne. Das ist dann doch zu steil zum Abfahren. Zumal die Rinne laut KleFü "an ihrem Ende zu mehrmaligem Abseilen zwingt", d.h. eine unkontrollierte Abfahrt, und die ist bei dem Gefälle nicht mit 100% Sicherheit vermeidbar, ist das eine buchstäblich tod- sichere Sache. Irgend wo dran sichert mich dann Kerstin, bis ich einige Meter vor dem Abbruch nach rechts in eine andere Rinne steige. Diese ist zur Abwechslung nicht mit Feinschutt, sondern mit großen Blöcken gefüllt. Je nach zufälliger Lage dieser Blöcke bilden sich darin kleinere Überhänge. Mein Versuch, mich an dem "Dachblock" eines solchen Überhangs hoch zu ziehen, beendet die Existenz des Überhangs. Denn der Block, den ich allein aufgrund seines Volumens von etwa einem Kubikmeter als für meine 75 Kilo hinreichend  tragfähig eingeschätzt habe, setzt sich in Bewegung und poltert einige Sekunden später mit einer einem Gewitter ähnlichen Geräuschentwicklung über den oben genannten Abbruch.
 
   


Mein Interesse an der Herstellung von Fotos war ja schon lang erloschen. Aber jetzt ist es endgültig um meine Nerven geschehen. Zuerst muss ich mir klar werden, dass gerade kein Gewitter stattfindet. Dann lasse ich mir von oben ein Seil zuwerfen, an dem ich gesichert nach oben steige, natürlich nicht ohne weiteres Geröll zu Tal zu befördern. Kerstin folgt (ohne Sicherung!!!) in respektvollem Abstand, für die Rinne mit ähnlich (wenn auch nur temporär) reinigender Wirkung.
Endlich sind wir im sicheren Gelände. Was wohl bei Regen passiert wäre? Je nach Windrichtung entwässert die nur etwa 2 Meter breite Rinne ein etwa ein Hektar großes Gebiet. Über Hundert Liter Wasser pro Sekunde wären das, die unseren Weg nach unten - einer überdimensionalen Toilettenspülung nicht unähnlich - beschleunigt hätten. Lieber nicht dran denken.
Der weitere Abstieg ist jetzt ein Kinderspiel - ausgetreten wie ein Wanderweg. Ich gehe zurück zum Beginn des Serpentinenwegs, der den Wanderweg mit dem Einstieg verbindet, hole meine Wanderstöcke und meinen Rucksack. Die anderen hatten alles durch die Tour getragen und gehen zurück zur Hütte. Mein Umweg ist etwa 3 Minuten, die ich einhole, während Micha bizarre Bäume fotografiert.
   


Warnung: Die launige Beschreibung des Abstiegs soll nicht darüber hinweg täuschen, dass mir während dieser Aktion alles Andere als zum Witze machen zu Mute war. Eine ernsthaftere Beschreibung des Erlebten würde sich aber zu sehr nach "Wir Helden der Berge" lesen.
 
Tipp 0: Es sollte eigentlich keiner Erwähnung bedürfen, dass die Tour nur bei absolut bombigen Wetterverhältnissen anzugehen ist. Deutlicher: Wer die Tour nicht bei todsicherem Wetter einsteigt, dem ist der Tod sicher - was an sich nichts Ungewöhnliches ist ("mors certa ..."), allerdings auch die Stunde. Und das steht im diametralen Gegensatz zum zweiten Teil des Spruchs ("...hora _in_certa").
Tipp 1: Einen Rucksack durch die Tour zu tragen, lohnt sich allein wegen der Wanderstöcke. In der nach unten führenden Rinne können diese Leben retten. Für die zweite Rinne können Grödel sinnvoll sein, die Rinne enthält einige Meter steiles Gras (OHNE Trittkuhlen) Und die Blöcke (wenn überhaupt) anfassen wie rohe Eier!!!  Tipp 2: Wenn man doch ohne Rucksack klettern will, kann man diesen bei der vierten Spitzkehre des Serpentinenwegs deponieren. Das sind nur nur wenige Minuten unterhalb des Einstiegs. Der Abstiegsweg ist an dieser Stelle auch im Aufstieg zu erkennen.

Sonntag: Auf der Kante ist die Hölle los
Heute müssen wir uns vom Schreck des Vortags erholen. Ideal dafür erschien uns die NW- Kante (Stelle V-, wenig IV, überw. III; 15SL) am Torre Firenze (2500 m).  
   


Nur dumm, dass gerade Wochenende ist und - wie nicht anders zu erwarten, viele andere Leute die gleiche Idee haben. Dazu ziehen etliche eigentlich unnötige BHs die Gelegenheitskletterer magisch an. Eine italienische Doppelseilschaft mit dreister Überholungsabsicht jagt uns die letzten 5 Seillängen. Vom Landschaftserlebnis her ist die Route wegen ihrer Nähe zum Grödner Tal das Hi- Lite des ganzen Urlaubs. Wir genießen stundenlang die Gipfelrast, bevor wir am Wanderweg Richtung Hütte aufbrechen.  
   
 
An der Nadelscharte lege ich mich noch eine Stunde in die Sonne, Kerstin und Micha gehen zu einem benachbarten Wandergipfel und Jens ziehts, wie üblich, zum Bier.  
   
 
  Eigentlich wollte ich von der Nadelscharte bequem durch den Schutt nach unten rutschen. Doch ein fast schon für Hi- Heels tauglicher Wanderweg macht das definitiv unmöglich.
Tipp 0: Nicht am Wochenende machen.
Tipp 1: Ideale Tour für  Alpineinsteiger. Die Bohrhaken sind nicht unbedingt einfach zu finden. In dem Fall eine Führerseilschaft verfolgen.
Tipp 2: Die italienische Doppelseilschaftstaktik ist bei dem Gelände, das keine zwingende Route hat, nicht schlecht für Zeitrekordjäger oder wenn einem das Wetter im Genick sitzt: Zwei Vorsteiger steigen parallel, die Zwischensicherungen werden abwechselnd angebracht - man spart die Hälfte des Gewichts der Keile, Friends und Schlingen und man muss nur halb so oft basteln. Außerdem kann man sich jede Menge schmuddeliger Witze erzählen Wink
Tipp 3: Zu- und Abstieg haben etwa 10 Minuten gemeinsam. Dennoch ist es nicht unbedingt ratsam, bereits auf der Hütte auf zu rödeln. Ein Rucksack pro Person behindert nicht, weil es keine Überhänge gibt. Eine Schuttabfahrt von der Nadelscharte ist nicht möglich; für die jeweils etwa 1 1/2 Stunden Zu- und Abstieg reichen damit normale Wanderschuhe, da hat man schon mal weniger zu tragen.
Montag: Mein schwerster Fünfer
Heute sind wir zu dritt. Michas Zehen schmerzen von den zu kleinen Kletterschuhen. Das hält uns nicht davon ab, die Dülferrisse (2 Stellen V+, mehrere anhaltende unangehnehme Passagen V und V-, Rest IV; 9 SL) an der S-Wand der Odla de Cisles (2780 m) an zu gehen. Entgegen der Empfehlung des KleFü nehmen wir den Originalweg. Denn er führt 3 Längen durch leichtes Gelände, bringt uns also schnell nach oben. Die Wettervorhersage ist nicht mehr so sicher wie die vorausgegangenen Tage und zu dritt dauert ohnehin alles länger. Außerdem: Keiner der KleFü- Autoren ist die Route je geklettert. Überraschungen sind also voraus zu sehen.
Die erste SL gehen wir - ohne es zu wissen - solo. Denn Jens glaubte nur, die Benutzung der "Magic Plate" verstanden zu haben. "Meine" erste Seillänge (die zweite der Route) ist sicherungstechnisch anspruchsvoll.  
   


Die Wegführung orientiert sich an den Möglichkeiten, die Klemmgeräte unter zu bringen. Denn solo im unteren fünften Grad ist mein Ding nicht. Der darauf folgende Standplatz ist "beschissen wäre geprahlt", ein Rosti, mit einem Klemmstein gegen "Herauswackeln" gesichert. Während Kerstins Vorstieg der nächsten Länge binde ich mich sicherheitshalber aus.  
   
 
   
Die erste Schlüssellänge geht an mich: 10 Meter Bruchhaufen mit Sicherung an den Seiten, dann die (wunderschöne) Schlüsselstelle, und danach so viel Seilzug, dass ich Stand an zwei (10 Meter auseinander liegenden) Keilen mache. Dennoch ist das einer der wenigen wirklich bombigen Stände der Route. Kerstin steigt den (brüchigen) Rest der Länge und Jens versucht sich an dem folgenden Schulterriss (laut KleFü: Hangel). An dessen Ende ist ein (im KleFü nicht verzeichneter) Standplatz, der Stand laut KleFü ist etwas später, dafür schlechter und - hinter der Schlüsselstelle der Länge (die zweite der Tour). Danach sind wir im oberen Teil der SO- Kante.  
Der Weiterweg gleicht jetzt dem des Freitags. Nur den Gipfel schenken wir uns jetzt. Am - uns bereits bekannten - Abstieg ist es nicht mehr ganz so furchtbar.  
Am Abend ist noch nixxx davon zu merken, dass am nächsten Tag das schöne Wetter eine Pause einlegt.
 
Tipp 0: Wir hatten zwei Kletterführer von der Route. Die Skizzen waren so unterschiedlich, dass man annehmen müsste, es würden zwei unterschiedliche Routen beschrieben. In der  Natur sah das alles noch etwas anders aus. Ohne den Routenspürsinn von Jens hätten wir im unteren Teil vermutlich alt ausgesehen.
Tipp 1: Standplätze selbst suchen. Die vorhandenen sind großteils zum einen sicherungstechnisch weniger als dürftig, außerdem an seilzugmäßig sehr ungeeigneten Stellen. Nach der zweiten Länge kann man schon etwas früher an einem Köpfl Stand machen. Außerdem sollte man versuchen, die sechste Länge bis an den überhängenden Riss zu führen. Den Schulterriss nicht bis in die Gufel steigen, sondern den viel besseren Standplatz unter dem schwersten Teil benutzen. Danach die Gufel überklettern und gleich bis auf den Grat (könnte mit 50 Metern knapp werden.)
Tipp 2: Den Vorsteiger vom Rucksack befreien erspart wenigstens diesem, den Schulterriss außen zu klettern.

Di: Kalte Nummer
Fast schon zum Glück ist es heute trübe. Also heute nicht klettern. Die letzten 4 Tage waren fürs erste genug. Aber ganz untätig kann man ja auch nicht bleiben. Also geht es auf den Sas Rigais (3068 m), der von zwei Klettersteigen erschlossen ist. Beim Abmarsch sehen wir wenigstens noch ein bisschen was, oben gar nix mehr. Weil wir um 15 Uhr schon zurück sind. latsche ich bei _richtigem_ Schmuddelwetter noch ganz allein (heute ist wirklich _niemand_ unterwegs) von einer Hütte zur anderen, die auf der Seceda- Hochfläche z.T. im 10- Minuten- Abstand voneinander liegen. Bei so wenig Betrieb wird man selbst von "Massenabfertigern" richtig freundlich bedient. Abends schreibe ich noch ein "paar" Ansichtskarten.      
   

Mi: Einkaufsbummel
Bei nicht mehr ganz so fürchterlichem Wetter, dafür aber deutlich gefallenen Temperaturen steigen wir ab nach St. Christian, besorgen uns zuerst neues Futter und dann einen Wetterbericht. Zur Auswahl stehen Gardasee, Friaul, Pala und - bleiben. Wir bleiben, um die folgenden Tage am nicht mehr so hoch liegenden und südseitigen Ciavazes zu klettern. Danach schauen wir uns noch in Canazei in diversen Sportläden um, nur um fest zu stellen, dass man sich dort eigentlich nichts spart. Dennoch gehe ich mit einem Trinksack und einem Seil raus. Ich besorge noch Spaghettis und fertige Soße, dann begeben wir uns zum "böhmischen Zeltplatz" am Pian Scheveneis,  
   


kochen und gehen bei aufklarendem Himmel und abstürzenden Temperaturen in die Schlafsäcke.
   
 
 
Tipp 1: Die Herkunft des Namens "böhmischer Zeltplatz" muss wohl nicht erläutert werden. Im Herbst ist es dort ekelhaft kalt. Insbesondere morgens. Und haltet bei sommerlichem Hochbetrieb Abstand von der Straße und dem Parkplatz, wegen der vielen nicht nur böhmischen Autos Wink .
Tipp 2: Am nördlichen Ende des "böhmischer Zeltplatzes", orographisch rechz des Wasserfalls, gibt es einen neu eingerichteten Klettergarten für Tage mit 2felhaften Wetter.
Do: Auf den Spuren des Sicherheizpapstes
Heute teilen wir uns in zwei Seilschaften. Jens und Micha gehen die "kleine Micheluzzi" (übrigens, das spricht man [mikkelutzi] aus, nicht [Michelutzi] und schon gar nicht [Michelutschi]), Kerstin und ich die Schubert (kurze Stellen VI+ VI VI-, Rest V und IV, 9 SL) am Ciavazes (ca. 2500 m). Dem Erstbegeher zu Ehren Smiley sind die Standplätze sogar eingebohrt. Dazwischen ist nahezu alles selbst zu machen, die ehemals angeblichen Tonnen von Schrott aus der Route (insbesondere oben) wurden sachgemäß entsorgt. Die Kletterei ist technisch anspruchsvoll, sie umgeht extreme Überhänge und fast jeglichen Bruch, bleibt dabei aber einiger Maßen gradlinig.  
   
  Es gibt eine längere Passage V-, die nicht absicherbar ist. Dafür ist dort die Sturzbahn frei.
Abends fahren wir ins nahe Canazei, wo wir uns im Gasthaus Scoiattolo (im Hotel Re Laurin) leckere Pizza, noch leckerere Gnocchi, Tirami su und Wein einbauen. Und das alles auf Michas Kosten, denn der feiert heute seinen Geburztag.
Tipp 1: Routen von Pit Schubert gelten allgemein als empfehlenswert, wenn es auch nicht viele gibt. Zum einen hat er nicht sehr viele Erstbegehungen, und außerdem hat er Gerüchten zu Folge die "nicht empfehlenswerten" neuen Wege nicht veröffentlicht. Als langjähriger Leiter des DAV- Sicherheitskreises hat er auch veranlasst, (z. T. auch selbst dabei Hand angelegt), alte Haken aus seinen (überlieferten) Touren zu entfernen, selbst dann, wenn nicht nachträglich saniert wurde. In Schubert- Routen ohne gebohrte Standplätze müssen Haken mit.
Tipp 2: Am Ciavazes kann man auch im Winter klettern. Im Hochsommer würde ich es hingegen lassen. Trotz kräftigen Nachtfrosts konnte man selbst heute (Ende September) noch oben ohne klettern. Die Beliebtheit erklärt sich auch aus der Kürze der Zugänge. In nur 15 Minuten ist man vom Parkplatz zum Einstieg. Der Abstieg übers Gamsband ist - vollkommen undolomitisch - an den ausgesetzten Stellen mit Drahtseilen gesichert.
   

   
Fr: Der Dolomiten längster Quergang
Auch heute sind wir getrennt. Kerstin und ich gehen die "große Micheluzzi" (längere Passagen VI, Rest V, nur wenig leichter) am Ciavazes (ca. 2500 m) Sowohl kletter- als auch wettertechnisches war das das Hi- Lite des ganzen Urlaubs. Ich habe einige Mühe, Kerstin dazu zu bringen, ihren Fotoapparat zu suchen. Hat sich aber gelohnt.
Übermäßiger Weingenuss am Vorabend haben mich zwar leicht ein- aber schlecht durchschlafen lassen. Auf mehrere Male verteilt habe ich viele Hundert Meter Wasser abstellen müssen. Dem entsprechend unausgeschlafen stehe ich am Einstieg. Am Vortag sind meine Kletterschuhe kaputt gegangen und ich will nicht ausgerechnet jetzt meine noch ungetragenen Schuhe verwenden. Deshalb gehe ich heute mit meinen eigentlich nur für 25- Meter- Routen gedachten "Zehenkillern", was mir die ersten 5-6 Längen sogar Auftrieb gibt. Ich habe nur Bedenken wegen deren mangelnder Robustheit - ich will nicht vor der 6. Länge barfuß klettern. Danach wäre das zwar unangenehm, aber kein ernsthaftes Problem mehr.
Die Route ist bombenfest, mit den knallengen Schläppchen läuft es besser als die Tage zuvor, die Sonne wärmt denRücken und das Gestein, und so geht es recht fix bis an den über 100 Meter langen Quergang.
   
 

Die Seilschaft vor uns weist uns hier in die Lage der Standplätze ein, denn seit deren Sanierung sind die nicht dort, wo es im Kletterführer steht. Mitunter sind es Hängestände, so das ich mich nicht traue, die Schuhe auszuziehen. Nach dem Quergang versteigt sich Kerstin noch etwas, so dass ich dann fast 4 Stunden lang in den Schuhen stecke.  
   
   

Nach nur 10 Längen liegen die Schwierigkeiten hinter uns. Vor lauter Klettern und Sichern habe ich ganz auf meine mitgenommenen Müsliriegel vergessen, und so habe ich jetzt einen veritablen Hungerast. So legen wir die Vesperpause kurz vor dem Ausstieg ein, steigen die lezte Länge und gehen übers Gamsband in einer halben Stunde zurück zum Auto.
   
   
 
Weil die Pizza am Vorabend so lecker und sehr erschwinglich war, verzichten wir darauf, selbst zu kochen. Außerdem habe ich mich dann doch noch entschlossen, die Trekkingsandalen zu kaufen.
Tipp: Die Route ist fühlbar beliebt, der Schotter ist komplett raus. Wer über mehrere Meter im Bruch oder auch im sehr rauen Gestein ist, ist sicher falsch.  
Trotz der vielen Haken (in den Schlüssellängen brauchten wir keine Schlingen oder Keile) ist die Routen"fein"suche nicht immer einfach. Insbesondere im Quergang, aber auch an mehreren Stellen danach, sind etliche Haken zu finden, an denen bis zu 4 m lange Knotenschüre hängen. Die Route verläuft i.d.R. unterhalb dieser "Verhauerhangeln". Bei der Sanierung der Standplätze wurden Teile der Route verlegt. Sie ist nicht mehr uneingeschränkt dort, wo sie laut KleFü erwartet wird. Insbesondere die Standplätze sind nicht mehr am Originalort, sondern da, wo sie sicherungstechnisch gesehen hin gehören. Es wurde selbst gegenüber dem neuen Führer eine Seillänge eingespart. Gegenüber dem alten Führer waren es gleich vier.) Die Seillängen nach dem Quergang sind dann teilweise so lang, dass man mit 50 Metern nicht nur wegen des Seilzugs auf einen geraden Seilverlauf achten muss. Um unsere 55- Meter- Seile waren wir froh.
 
Sa: Ausklang
11 Seillängen in den Zehenkillern besorgen auch mir schmerzende Füße. Kerstin und Jens sind bereits am Heimweg. Micha und ich machen zum Abschluss noch den Oskar- Schuster- Steig auf den Plattkofel.
   
 

Aussichtsmäßig ist das natürlich der Höhepunkt. Außerdem teste ich gleich meine neuen Trekkingsandalen. Ein Bericht dazu findet man hier:
http://www.sektion-alpen.net/cgi-bin/yabb/YaBB.pl?board=allg7;action=dis play;num=1065368964
(Bitte nicht all zu ernst nehmen Smiley )
   
 
     
  Wir steigen nach Süden ab, umrunden noch halb die Langkofelgruppe und fahren am gleichen Abend nach Hause.
   


Hinter mir liegen 16 Tage mit nahezu durchgehend schönem Wetter und noch schöneren Touren. Braun wie ein Nigg- oops- Bim- oops- Neg- oops- Afrikaner, 3 Kilo leichter (_nach_ dem Ausgleich des auf solchen Touren üblichen Wasserverlusts) und dennoch sicht-, fühl- und spürbar aufgebaut bin ich jetzt. Hoffen wir, dass das nächste Jahr wieder so schönes Frühherbstwetter mit bringt.

Liebe Leser,

wenn ihr einen Kommentar abgeben wollt, hier ist die Gelegenheit:
http://www.sektion-alpen.net/cgi-bin/yabb2/YaBB.pl?board=bergst3;action=display;num=1071469733

Nutzen Sie auch die Möglichkeit eines Ferienhaus in den Dolomiten um sich nach einer anstrengenden Tour zu erholen und Kraft für den nächsten Tag zu sammeln.