Ausnahms
Weise ohne Regen
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Das Jahr 2002
gab bergmäßig nicht viel her. Immer wenn ich in den Bergen war regnete
es. Zweite Ausnahme (neben der Aktion am Hochtannbergpass) war die
erste Oktoberwoche , die allerdings eher sportklettermäßig genutzt wurde. Denn was im September bei uns als Regen runter kam,
türmte sich in den Bergen zu ordentlich viel Schnee.
Samstag,
den 29.09.
fahre ich spät
abends nach Trento, und von dort
Sonntag
mit dem Bus 80 km weit (für 4 Euro 30) bis nach Madonna di Campiglio.
An diesem vielgerühmten Wintersportort hat anscheinend mal ein Wettbewerb
um die hässlichste Architektur statt gefunden. Jedenfalls hat man diesen
Eindruck, wenn einen der Bus an der Einkaufszentrum - Rathaus- Kombination
ausspuckt. Fast zwei Stunden brauche ich, bis ich einen Platz finde, an dem
ich mein Campingzeux deponieren kann. Nicht mal die Touristenauskunft kann
mir sagen, wo das möglich ist. Am Schluss erbarmt sich der Souvenirladen
eines älteren Bergführers.
Landschaftangepasstes Bauen
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Erster Eindruck von der Brenta
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Tuckett-
Hütte
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Nach dieser unangenehmen
Erfahrung verlasse ich den für italienische Verhältnisse unverschämt teuren
Ort in Richtung Brenta. Durch unheimlich klare Luft - außer im Winter immer verdächtig - und oben schon durch Schnee geht es zur
(angeblich offenen) Tuckett- Hütte. Die ist gerade am Schließen. So muss
ich mit dem Winterraum Vorlieb nehmen. Bei Nachttemperaturen um -15 Grad,
kälter als normaler Weise im Winter, ist dieser unbeheizte Ort äußerst ungemütlich.
Zwei Deutsche klären mich dann noch auf, ich soll froh sein, dass übehaupt
Matratzen und Decken vorhanden sind. Italienische Winterräume haben oft nur
Pritschen. Und dann kommen gegen 21 Uhr noch zwei Eingeborene vom Eisklettern
zurück, die ich mit allen Mitteln und auf Deutsch und Italienisch (Ersteres
können die nicht, zweiteres ich nicht), bewegen kann, von eine Fortsetzung
des Abstiegs ab zu sehen. Irgend wann stellt sich dann deren Hauptargument
heraus: Die zwei haben Hunger und nix mehr zu Essen dabei. Und da kann ich
helfen.
Montag
Eigentlich will ich den Klettersteig zur Brentei-
Hütte nehmen. Aber die zwei Eiskletterer raten mir ab, ohne Pickel und
Steigeisen lassen sich weder die Bänder begehen noch das Stahlseil frei
legen.
Also gehe ich bei nicht weniger schönem Wetter und
gaaaanz laaaaaangsaaaaaaaaaaam steigenden Temperaturen zurück zur Casinei-
Hütte und dann wieder hoch zur Brentei- Hütte. Hier kann man sich bei absoluter Windstille
- im Gebirge immer verdächtig - sogar eine Stunde in die Sonne legen. Noch
zwei Stunden weiter zur Tosa- Hütte, und dann ist schon Umkehren angesagt,
um vor Eintritt der Dunkelheit noch die Casinei zu erreichen.
Südwand der ??? direkt über
der Brentei-Hütte
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Tosa- Couloir
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Röhrende Geräusche offensichtlich
tierischer Herkunft jagen mir
ordentlichen Schreck ein. Ein
Prospekt über die Bären der Brenta schreibt nämlich, dass man diesen besser
nicht begegnen sollte. Die Wirtin klärt mich allerdings auf, dass es nur
der Hirsch ist, der den ganzen Sommer über die Hüttenmannschaft vom Schlafen
abgehalten hatte.
Dienstag
früh steige ich ab nach Madonna
di Campiglio. Um 9 geht mein Bus
nach Arco. Es ist warm, am Umsteigeplatz regnet es - dieses Jahr nix Ungewöhnliches.
Aber es gibt sich zum Glück. Der mit mir verabredete Wolfgang Krämer (wk)
ist -natürlich- nicht vor Ort. Er sitzt mit seiner Freundin und ausgeschaltetem
Handy im Kaffeehaus, während ich den riesigen Campingplatz nach ihm absuche.
Am Nachmittag suchen wir einen Klettergarten auf, schließlich kennen
wir uns noch nicht. Mann ist das Klettern dort speckig.
Abends gibt es dann noch leckeres Essen.
Mittwoch
gehen wir an die Sonnenplatten. Hier stellte sich heraus, dass
wk's Freundin (die rein technisch kaum weniger gut war als wk selbst) Probleme
mit der Tiefe hatte. Als ob es einen Unterschied machen würde, aus 15 oder
150 Meter Höhe aufzuschlagen ;-). Ganz abgesehen davon steigt sie ohnehin
nur nach.
Erste Länge
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Via Trento
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Buttshot
;-)
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Nach etwa 3 Stunden haben wk und
ich sie über das mitunter perverslich speckige Gestein nach oben geschwätzt,
dann gehen die beiden wieder dorthin, wofür sie eigentlich nach Arco gefahren
sind: Ins Kaffee. Ich mache noch einen kleinen Spatziergang und fahre am
Donnerstag
(für 29 Euro) ein
Mal quer durch Norditalien nach Finale Ligure, wo ich meinen Kletterkumpanen
Michael wähne. Dieser ist natürlich erst abends zu erreichen, und so steige
ich gemeinsam mit einem zufällig getroffenen super netten Sachsen 3 Routen
am Monte Cucco. Auf jenem versifften "Camping" nächtigen wir dann auch. Wobei
"Nächtigen" hier nicht Schlafen bedeutet. Denn neben finanziellen Erwägungen
(kostenlos) spielt für die Wahl dieses Schlafortes vor allem die relativ
strengen Nachtruheregelung auf italienischen Campingplätzen eine Rolle, und
mit dieser können sich außer Michaels Kletterkumpane auch weitere 200 Leute
beim besten Willen nicht ab finden.
Freitag
dauert es dann natürlich entsprechend lang, bis die Leute aus der Tüte
sind, ihren Kater bekämpft und gefrühstückt haben. Danach geht es äußerst
hektisch zur "Parete di Dimenticata". Nix mit gemütlich einkaufen; nach
einer längeren Wartezeit an der Fleischtheke habe ich mir üble Anfeindungen
anhören wollen, ich würde den ganzen Verein aufhalten. Wer mittags um 12
Uhr 30 solche Sprüche macht, dem sollte eigentlich nicht zu helfen
sein. Danach steigen Michaels Kuseng Christian und ich im "Kessel" die
schönsten Routen, ziemlich genau unser Niveau. Christian klettert zwar
erst seit 1 1/2 Jahren, aber kommt alles problemlos hinterher. Den
herrlichen Klettertag bei milden Temperaturen mit dem noch vor jugendlicher
Begeisterung sprühenden Jungen werde ich so schnell nicht vergessen.
Dem "Chef"
der Truppe sieht man schon von hinten an,
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dass er was drauf hat.
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Und
nicht nur diesem.
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Auch andere sind am besten Weg dorthin.
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Im "Ausgießer" des Kessels (Parete del Dimenticata)
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Samstag
gibt es nicht viel Neues. Einigen war es gestern zu kalt (!!!) und so
gehen wir über einen verfallenen Klettersteig in einen Backofen namens "Falesia
del Silenzio". Während ich gebraten werde, klettert Christian mit Michael
am Strand und ich kann nicht mit :-( .
Sonntag
ist dann nicht mehr viel los. Nach einer Nacht, in der bis zur Morgendämmerung
gesoffen wurde, war außer mit Christian und seinem Kumpel (die zwei legten
sich um 1 Uhr ab, ich gegen 2) kaum was mit den Leuten anzufangen. Und
gegen 13 Uhr brechen wir schon zur Heimfahrt auf. Ein liegen gebliebenes
Fahrzeug hält natürlich die ganze Kolonne auf. Und so habe ich riesiges
Glück, um kurz vor Mitternacht noch den letzten Zug ab Illertissen nach
Hause zu bekommen.
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