Dolomiten, Bosconero- Gruppe im Regen

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Das Jahr 2002 gab bergmäßig nicht viel her. Immer wenn ich in den Bergen war regnete es. Wie zum Hohn war es ganau an den Wochenenden, an denen schlechtes Wetter angesagt war, oft zumindest brauchbar. Da machte die Kletterwoche Anfang August mit Jens, Andreas, Kerstin und Michael natürlich keine Ausnahme. Von fünf geplanten Touren konnten nur zwei gemacht werden, eine dritte Tour wurde jedoch durch unsere eigene Dummheit verhindert.


Samstag
fahren Andreas und ich nach Hochzirl, wo wir Kerstin treffen. Mit dieser gehz über die Brenner(-Straße!), das Pustertal, Cortina, Cibina- Pass nach Forno di Zoldo und von dort bei Gluthitze auf die wunderschöne kleine Boconero- Hütte in idyllischer Lage mit netter Wirtin und tollem Essen und leckeren Roten. Dafür dass alles hochgeflogen wird auch recht günstig.

Jens und Michael trafen sich bereits am Vorabend, so dass diese zwei bereits am heute am Sellajoch eine LAAAAAAANGE Route machen können.


Sonntag
besichtigen wir bei zweifelhaftem Wetter Einstiege und wandern über Forcella Matt und den Panoramaweg zurück zur Hütte. Abends stoßen dann auch
Jens und Michael auf uns. Morgens wäre eine kleine Tour gegangen. Aber kleine Touren gibz dort leider nicht.


Montag

Heute gehz an den Sasso di Toanella, NO- Verschneidung (V). So dolle wie im KleFü ("Man schwärmt davon") ist das Teil wirklich nicht, im oberen Teil sogar ein ausgesprochen gefährlicher Bruchhaufen. Möglicherweise ist die Route allerdings im unteren (schattigen) Teil so schön wie beschrieben, denn die Jens Schulze'sche Zustiegsvariante (VI-) erreicht die Route erst in Wandmitte. 

Einstieg


Zustiegsvariante


Anfang des Bruchladens 

Die Kaminlängen sind durchaus schön, aber alles Andere als rucksackfreundlich. Mit Nachziehen allerdings kein Problem. Die Rosties sehen noch recht gut aus. Nach der erwähnten Schuttrinne, die dringend mal geputzt gehört ;-) (bis dahin nur eine Seilschaft pro Tag!!!!) kommt noch mal ein Kamin, der nicht nur Sachsen ins Schwärmen versetzt.


Verschneidung


   Route erreicht


Ende der Route

Wie viel zu oft in den Dolomiten haben wir auch hier die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Der Berg hält nämlich noch eine Überaschung bereit: den Abstieg über schräge geröllbedeckte Bänder und durch eine Rinne, die man an besten nur einzeln begeht. Brrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrr.

Auch auf dieser Tour rumpelte es nachmittags mal kurz und es gab drei Tropfen. Den Abend genießen Andreas und ich an einem wunderschönen Platz mit Blick auf die gegenüberliegenden Berge, bis wir wie die drei anderen die Hütte aufsuchen.

Dienstag
sitzen wir bei Regen auf der Hütte. Der Regen ist allerdings 15 Grad wärmer als das was aus der Wasserleitung kommt (Eiswürfel). Das nutze ich zum Duschen unter der Regentraufe. Herrliches weiches Wasser. Drei Tropfen Duschgel reichen für alles. Abends besichtigen wir den Klettergarten. Mit den dort verbauten Haken könnte man alle Alpinrouten sanieren.


Mittwoch
ist die Antispigolo IV+ (3 Nordkanten des Sasso di Bosconero, 2436 Meter) dran. Der geneigte Leser darf jetzt gern lachen, sollte sich ab klar machen, dass das Teil recht anhaltend und 20 Längen lang ist. Sicher kann man die 2 * 80 Meter I auch ausseilen, aber man spart letztendlich nichts. Es haben schon einge Leute in der Route biwakiert.
Auch zu dritt ist Wechselführung möglich, der Fels ist bis auf die letzte
(Kamikaze-) Länge(, auf der ich Blödel mich auch noch vordrängeln muss,) gut bis super. Zwischendurch gibt es einen Sturm, der stärker an uns zieht als die Gravitation. Die Sicht ist einmalig, nicht nur vom Gippl, sondern auch aus der Route. Kanten sind doch das Beste.
Der Abstieg ist dieses Mal einfach. Andreas und ich gehen wieder zu "unserem" Platz.


Donnerstag
heißt es Abschied nehmen von einem Platz, der uns fast so was wie eine Heimat ist. Bei herrlichstem Wetter will Jens wo anders hin und zwar J-E-T-Z-T. Das schlagende Argument in seiner Hand ist der Autoschlüssel. Wir fahren über Longarone (Einkauf von Schuhen, Klemmkeil, Klamotten), Belluno (3- Sterne- Restaurant, Altstadt) und einen Badesee (endlich wieder sauber :-( ) in die Pala- Gruppe auf die Treviso- Hütte.


Belluno


   Belluno


Belluno

Wir kriegen das mieseste Lager, verschimmelte Betten in einer mit Schnüren zusammengbundenen nie beheizten Bude. Heute wäre der schönste Tourentag gewesen. 


Freitag
beginnt das Unwetter, das zuerst Oberitalien und dann Mitteldeutschland nachhaltig unter Wasser setzt. Wir
brechen ab. Aus Spaß kurbelt Jens noch ein paar Pässe, hat es dann aber extrem eilig. Am Rückweg steige ich in Steinach am Brenner aus, um zur Geraer Hütte zu gehen, wo für die Sektion Alpen.Net einige Erneuerungsarbeiten anstehen. 


Samstag
ist an nix Außerhausiges zu denken. Tausende
alter Schindeln sind von den Wänden zu reißen und zu entnageln. Auch bei Temperaturen von vielleicht 5 Grad immer noch Schweiß treibend. Das verschaffte mir bei der Hüttenmannschaft Hüttenmannschaft den Spitznamen "Schindeltarzan."


Keine Außenarbeiten möglich


Schweiß treibendes Geschäft


"Erholung"


Es gibt ein Essen, mit dem vermutlich sogar die Albert- Heim- Hütte nur schwer konkurrieren kann. Mit dem viel beschäftigten Wirt (der nebenher noch Weinkenner ist und studiert) unterhalte ich mich noch länger. Auch die Geraer Hütte ist ein Platz, der nicht nur Unterkunft, sondern Bergheimat werden kann.


Sonntag
heute will ich den Klettergarten begutachten und die Gegend erkunden. Pustekuchen. 5 Meter Sicht. Schneeregen. Und das mitten im August.
Stattdessen werden noch mal Schindeln abgerissen. Genau wenn ich los will, fängt es an zu regnen. Und meine Regenjacke liegt im Auto.
Also ist Strippen angesagt. Es gibt zwar ein kurzes "Brrrrr, ist das sch...kalt", aber nach 2 Minuten gewöhne ich mich auch daran.

Bei der Ankunft nach einem etwa 2 Stunden langen Flachhatsch später trauen manche ihren Augen nicht. 2 Leute können sich nicht verkneifen, ihre scheinbar tiefgefrorenen Hände aus den Ärmeln ihrer Regenjacken zu pfriemeln und mich an Schultern und Oberarmen auf meine Oberflächentemperatur hin zu überprüfen. Die eisigen Griffel sind deutlich unangenehmer als das stängige kalte Wasser. Vor allem, nachdem ich den Rucksack absetze und diese schrecklichen Teile auch noch mit meinem etwa 30 Grad wärmeren Rücken in Kontakt kommen.

Es zeigt mir jedoch, dass ich noch nicht ausgekühlt bin. Ich hoffe nur dass mich jetzt niemand auf einschlägigen Websites als "hot guy" vorstellt. ;-)
Danach geht es nur noch zum Bahnhof, abends um 11 war ich recht gut ausgeschlafen in Stuttgart.