Zillertaler im Regen proudly
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Das Jahr 2002 gab bergmäßig nicht
viel her. Immer wenn ich in den Bergen war regnete es.
Wie zum Hohn war es ganau an den Wochenenden, an denen
schlechtes Wetter angesagt war, oft zumindest brauchbar.
Da machte die Hochtour mit Hartmut
natürlich keine Ausnahme. Von vier geplanten Gipfeln
konnte nur einer gemacht werden, eine Ersatztour kam
dazu.
Samstag
Der Tourenauftakt ist gleich ein Hammer: Am ersten Tag
1600 Höhenmeter von Mayrhofen zur Edelhütte. Die
Anfahrt natürlich auch am gleichen Tag, d.h. der
Aufstieg startet in glühender Mittagshitze. 17 Uhr
wollen wir dann nur noch unsere nassen Sachen trocknen.
Nein, die sind ausnahmsweise nicht vom Regen nass. Aber
genau so nass als wenn sie vollgeregnet worden wären.
Super Essen (Beilage umsonst nach), eigene auch für
Milchallergiker geeignete (Ziegen-)Milch, nette
Wirtsleute, obwohl es nur eine Stunde zur Ahornlift-
Bergstation ist. Trotz etwas durchgelegener Lager ist das
eine Hütte auf die man gern wieder kommt. Was man von
der folgenden Kassler Hütte nicht behaupten kann.
Sonntag
Nach dem wunderschönen Siebenschneidenweg (20 Kilo
Rucksack sind am Klettersteig garantiert spaßfrei, aber
danach konnte man Stunden lang ein herrliches Panorama
genießen,) parallel zum Floitenkamm, unterhalb
grandioser Berge wie dem Grundschartner (kein Witz!)
beeilt sich Hartmut, um noch vor dem Regen auf der
Kassler Hütte zu sein. Der Siebenschneidenweg wurde
nämlich verlegt. Hartmut geht den Horden nach und ich
der Karte. Das dauert fast eine Stunde länger. Denn der
Talschluss, der früher hangparallel ausgegangen wurde,
ist mittlerweile von einigen Muren zerfurcht. Der
Ursprungsweg spart gegenüber dem Abstieg und Aufstieg
zur Hütte keine Höhenmeter mehr, ist aber 3 km
länger. So erwische ich noch 20 Minuten Platzregen.
Der Lump von Hüttenwirt meint,
beheizten Trockenraum gibts nicht. Ich grüner Junge soll
gefälligst sehen, wie ich unterwegs meinen Kram trocken
halte. Ich hänge meine Sachen in den nahezu unbesetzten
Gastraum und belege erst mal das unheimlich enge Lager.
Zurück im Erdgeschoss finde ich meine Sachen dann nicht
mehr. Sie liegen draußen vor der Tür im Dreck. :-( Zum
Glück ist gerade Regenpause.
Montag
fällt die Wollbachspitze buchstäblich ins Wasser. Gegen
11 Uhr 30 starten wir verlegenheitsweise zur Grünen-
Wand- Spitze, ein schöner Aussichtsberg knapp unter 3000
Meter. Hartmut wird ins Gletscherlatschen eingewiesen.
Die letzten 400 Meter geht es dann weglos übers
Blockfeld. Beim anstrengenden Anstieg merkt man
nicht, dass die Klamotten vom Vortag noch
klatschnass sind. Aber oben bei eisigem Wind und Warten
auf die gelegentlichen Wolkenlücken schon. Viel sehen
wir nicht. Nur hören wir dass, der Hollenzkopf wieder um
einige Tausend Tonnen leichter wurde. Auf der Hütte
fragt man uns dann was das für ein Krach war.
Dienstag
verlassen wir den mehr oder weniger (eher weniger)
gastlichen Ort, der trotz Portionspackungen und
herkömmlicher Glühlampen ein Umweltsiegel hat. Der
Zentralalpenweg quert wunderschön den Stillupp-
Talschluss. Am dann folgenden Anstieg zur Lapenscharte
nimmt mir Hartmut fast eine Stunde ab. Die Friererei des
Vortags macht sich jetzt in Form weicher Knie bemerkbar.
Angesichts des wunderschönen aus der Scharte senkrecht
aufsteigenden Gigerlitzturms beginnt mein Kletterherz zu
weinen. Wohlwisend, dass da ohne Bohrmaschine nix zu
machen ist.
In 1 1/2 Stunden bummeln wir zur
unheimlich netten Greizer Hütte. Meine Erkältung
schlägt hier zu: 3 Stunden ins Bett im geräumigen
Schlafraum, dann gehz wieder. Auf der Terrasse genießen
wir leckeren Apfelstrudel vor der eindrucksvollen Kulisse
des Floitenkeeses (Für ein solches Bild reicht mein
Equipment leider nicht.)
http://www.steinmandl.de/Floitenkees_HQ.jpg
Trotz Hubschrauberversorgung sind
die Preise normal, das Essen lecker. Milch kommt von der
eigenen Ziege.
Mittwoch
starten wir um 5 Uhr 45 bei viel zu hohen Temperaturen
zum großen Löffler. Zu zweit über den mittlerweile
übel zerrissenen Gletscher, das bedeutet, zumindest eine
Viererseilschaft vorzulassen. Außerdem bin ich
angeschlagen und kann der voraus gehenden Truppe nicht
folgen.
Eine Anfängertour wie im Rother beschrieben ist das
beileibe nicht mehr. Der südseitige Gipfelhang ist so
steil, dass man Steigeisen braucht. Die verstollen aber
bei Hartmut im Sulz, der sich im 5- Meter Rhythmus mit
Blankeis abwechselt. Und fallen sollte man dort nicht.
Aber vielleicht reichen in wenigen Jahren die
Gipfelfelsen (Granitblöcke groß wie ein Laster) bis auf
den Gletscher. Wir erreichen gegen 10 Uhr 15 den Gipfel.
Gelegentliche Auflockerungen ermöglichen eine
geringfügig bessere Aussicht als vor 12 Jahren. Dieses
Bild
http://www.steinmandl.de/Grosser_Loeffler_HQ.jpg
können wir leider nicht genießen. Der Abstieg macht
uns bewusst, wie steil und spaltig es ist. Die vier
anderen Leute gehen zur Schwarzensteinhütte weiter. Ich
bin froh, dass wir wieder unten sind. Gegen 14 Uhr
schaue ich noch nach Blumen und Quarzen, die mitunter
offen liegen. Hartmut hält nach seinem ersten
Gletscherberg ein wohlverdientes Mittagsschläfchen.
Gegen 17 Uhr beginnt der Regen, der uns bis Samstag treu
begleitet.
Donnerstag
früh bin ich zu nichts mehr fähig. Ich bleibe bis 14
Uhr im Bett, schleppe mich in den Gastraum, wo ich -den
Besserungswünschen nach zu urteilen- ein schreckliches
Bild abgeben muss. Aber bis Abend geht es wieder besser.
Freitag
gehts erst mal 400 Meter runter ins Floitental (hier ein
Bild von besseren Tagen)
http://www.steinmandl.de/Floitengrund_Wasserfall_HQ.jpg
und dann 1200 Meter die Himmelsleiter rauf.
Gelegentlich geben die Wolken einen Blick frei. Der
verschneite Weg über den idyllischen Schwarzsee und eine
schöne begrünte Moränenlandschaft zur bombastischen
Berliner Hütte ist im Nebel und Regen gespenstisch.
Die "Hütte", die besser "Dorf"
heißen sollte (Kirche und Kindergarten vorhanden) ist
denkmalgeschützt und gibt ein gutes Bild von Preußens
Glanz & Gloria ab.
Samstag
platzen alle Pläne. Wir latschen zum Breitlahner an den
Boulderfelsen vorbei, nehmen den Bus nach Mayrhofen und
fahren nach Hause.
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