Roraima Neujahr 2001

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Hinweise am Ende des Berichts

Sa 30.12. 00 Annäherung

Übers Hochplateau (Gran Sabana) geht der Weg ca. 3 Stunden überwiegend leicht bergab bis zum Lager 1 am Rio Tek. Kurz zuvor haben wir das erste Mal Sicht auf den Roraima bzw. die Wolken drumrum. Seltsam: Der Kukenan- Tepuy ist immer frei - vielleicht hat er daher ja seinen Namen, weil man ihn immer ankucken kann. ;-) 20 Minuten später quert man den u.U. reißenden Rio Kukenan.

Teilnehmer (ohne mich). Wo will denn der Rucksack mit der Sylvia hin? Der Weg verläuft von rechz oben zur Flussgabelung (Rio Kukenan) links mitte, (Rio Tek nicht sichtbar) dann  am linken Rand entlang zum Wandfuß mit Kukenan - Tepuy

Da gibt es wieder Thunfischsalat. Während Alex und Heraldo abwaschen, sind wir bereits unterwegs. Trotzdem holen uns die beiden innerhalb einer Stunde ein. Die beiden tragen auch noch unser Essen. Unsere Zelte und Schlafsäcke tragen wir selber.

Der Weg zwischen den Flüssen ist so breit ausgetreten, dass man die Wasserschuhe anlassen kann, (natürlich nur wenn man beim Gehen auf den Boden schaut.) Danach gehen wir leicht ansteigend noch etwa 2 Stunden zum Military Camp in etwa 2000 Meter Höhe.

Selten zu sehen - (hier ab Camp1) Der höchste aller Tepuys macht sich sein Wetter selber Jeden Mittag fast das Gleiche - Trotzdem wars lecker ;-) Erster Lagerplatz

Alex und Heraldo bereiten wieder ein undefinierbares aber leckeres Hühnchengericht. Gegen 21 Uhr gehz in die Tüten.

So 31.12. 00 Weg nach oben

Heute ist der große Tag. Es geht zunächst wie bisher zum "Basecamp", dann sehr steil zur Rampe (Mittagessen) und dann über diese wieder einfach mit zwei Gegenabstiegen (je ca. 50 Meter, der erste zur Umgehung eines Turms, der zweite von der ersten zur zweiten Rampe) zur Ausstiegsrampe. Über diese geht der Weg zum Gipfelplateau und dort zum "Hotel", einer großen Höhle. Es war nicht einfach, noch ein freies Hotel zu finden.

Schlussanstieg Pause auf der Rampe Wasserfall durch senkrechte "Wiese"

Die Körbe haben Platz wie ein 70- Liter Rucksack, sind aber leichter und einfacher zu beladen. Wer den Leuten was Gutes tun möchte, sollte ihnen einen Satz Rucksack- Tragriemen schenken. Die Bastbänder sind buchstäblich einschneidend. Nicht gerade einladend am Platoh Träger aus Rays Gruppe kurz vor dem Ende (der Rampe)

Ich schlafe lieber ohne Zelt in der Höhle. Endlich mal richtig Platz zum Ausbreiten.

Wegen des ungemütlichen Wetters feiern wir den Anbruch des neuen Jahrtausends ;-) bereits nach deutscher Zeit - um 19 Uhr Orzzeit. Dann geht's husch, husch ins Körbchen.

Sieht idyllisch aus; ist aber in knapp 3000 Meter höhe auch am Äquator unangenehm

Mo 01.01.01 Am Roraima- Gipfelplateau

Um 0 Uhr brüllt Alex ein "Happy New Year" durch die Höhle, aber kaum jemand wird wach. Bis ich mich aus meiner Tüte geschält habe, ist das Feuerwerk im 80 km (Luftlinie) entfernten Santa Elena bereits vorbei. Ich genieße stattdessen einen von jeglicher Lichtverschmutzung freien Sternenhimmel.

Gegen 9 startet dann die Sightseeing- Tour. Window (Scharte zwischen Roraima und Kukenan, Felsenquellen, Gipfelblock, Wasserläufe, diverse fleischfressende Pflanzen, Regenwald von oben, mit einem Wort: faszinierend.

Hält uns die Insekten vom Leib Weg von oben - Die Wand ist etwa 600 Meter hoch Alle oben (Mein Hut hat sich bewährt) Der Führer Regenwald in (Britisch-)Guayana Brrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrr..... Der Roraima hat eine Art Bucht - Das Plaeau im Hintergrund ist der gleiche Berg

Heute ist das Wetter deutlich besser Scharte zwischen Kukenan und Roraima. - Hier sind immer Wolken drin. Riesige Quarz- Drusen liegen am Weg. Mitnehmen verboten. Manche Leute haben da viel Schaden angerichtet :-(((

Am Abend rächt sich dann die Völlerei der Vortage: Außer einer Tütensuppe und 1 1/2 Scheiben Pumpernickel pro Nase gibz nix. Entsprechend früh gehz in die Tüten.

Di 02.01.01 Abstieg

Morgens gibt es das Gleiche zu essen wie am Vorabend. Nur wird die Soppe mit ein paar. Nudeln verstärkt. Das sind natürlich keine Suppennudeln und so verkleben die Nudeln nach etwa einer Viertelstunde zu einer breiigen Masse.

Nach dem ungewöhnlichen Frühstück geht's im Schweinsgalopp zum Basecamp (hier war das Mittagessen (erneut Thunfischsalat) deponiert) und weiter zum Lager 1. Bereits gegen 15 Uhr war ich hier und überlegte ernsthaft, wegen "mehr als zweifelhaft aussehenden" Wetters noch nach Paraitepuy zu laufen.

Zum Glück habe ich das nicht gemacht. Es gibt im Rio Tek ein richtiges natürliches Schwimmbad, in dem man ein paar (wenn auch kleine) Runden schwimmen kann. Endlich mal wieder sauber sein ist auch für abgebrühte Outdoorerl wie mich mal ganz angenehm. Außerdem finden einen die Sandflöhe nicht mehr so gut, insbesondere wenn alle anderen bereits zur Mittagspause in einer Gumpe "gebadet" haben und erneut verschwitzt sind.

Heraldo knackig ... Also doch Badeurlaub ;-) Unser Träger am Schwimmbescken.Selbst bei dem besten Wetter: hinter sem "window" ist _immer_ Nebel Die dunklen Wolken hatten sich innerhalb zwei Stunden verzogen.

Gemeinsam mit Ray's Gruppe wird gekocht und der Abschluss gefeiert. Die Träger und Führer, die den Alkohol nicht so sehr gewohnt sind, sind schon nach zwei Dosen Bier (je 225 ml) richtig "fröhlich". Selbst Heraldo, der auf dem ganzen Weg kaum ein Wort gesprochen hat, ist plötzlich gesprächig. Es werden neue deutsch- brasilianische Freundschaften geschlossen, die beiden Hauptbeteiligten unterhalten dann die anderen etwa 40 Leute im Lager bis in den frühen Morgen;-(.

Ich selber habe Ray versprochen, hier etwas für ihn zu werben. Ray betreibt eine Indianervermittlung, bei der man neben "vorgefertigten" Touren sich auch einen Begleiter für Touren auf eigene Faust mieten kann. Weil viele der Indianer aus Guayana kommen, sprechen sie (im Gegensatz zu den aus dem Norden eingewanderten Venezolanern) zum größten Teil englisch. Ray ist einer der Wenigen, die auch den Auyan Tepuy, von dem der höchste Wasserfall der Welt hinabstürzt, im Angebot hat. Das Vergnügen ist allerdings nur per Buschflieger zu erreichen, dauert 9 Tage und kostet bei 4 Personen rund 1000 Mark (alles inbegriffen) pro Nase. Dafür ist man dann zwei Tage am Gipfelplateau des flächenmäßig größten Tepuys. Die Tour startet in Cuidad Bolivar und dauert daduch auch nicht länger als die (in Sta. Elena startende) Tour auf den Roraima. Ray ist nicht nur seit 12 Jahren erfahren, sondern auch ein unheimlich netter Kerl. Wer ihn kontaktieren will, klickt auf seine Visitenkarte:

Mi 03.01.01 Weg nach Paraitepui

Reichlich unausgeschlafen tröpfeln wir zwischen 8 und 9 Richtung Paraitepuy los, wo wir zwei Gruppen(19 Teilnehmer), zwei Führer und vier Träger 3-4 Stunden später ankamen.

Sonnenaufgang in Lager 1 Kurz vor Paraitepuy - Schade, dass es so schnell vorbei ist

Wir schnappen die nächsten Jeeps und fahren zum Baden. Der zweite Wasserfall fällt trotz Ankündigung aus: Es wird so schon knapp genug mit der Zeit.

Tipps & Links stehen unten,
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Hinweise:

Klima: Die Sonne steht zur Sonnenwende am Äquator 67 Grad steil über dem Horizont, etwa so wie in Norditalien zur Sommersonnenwende. Die breitenbedingt etwa um die Hälfte dickere Atmosphäre dämpft zusätzlich, so dass die Sonne erträglich bleibt. Ideale Zeit ist damit die Winter- oder Sommersonnenwende.
Die Gran Sabana ist eine Steppe mit entsprechend trockener Luft, bei der einen auch Temperaturen von 30 Grad nicht in Atemnot bringen. Die Abschnitte in den eingeschnittenen (bewaldeten) Tälern sind unangenehm schwül, allerdings nur kurz. Die Rampe auf den Roraima ist bereits durch ihre Höhenlage ganz angenehm.

Besondere Termine (insbes. Sylvester) sollte man allerdings meiden. Der extreme Andrang wird von manchen Agenturen genutzt, bis zu 100% Aufschlag zu verlangen. Außerdem ist es extrem voll am Berg.

Unterkunft: In Camp1 und dem Camp am Rio Kukenan gibt es blättergedeckte Unterstände, die nicht vor Wind und auch nur vor vertikalem Regen schützen. Am Gipfelplateau wird in Hotels übernachtet.
Ein Hotel ist ein riesiger Felsüberhang, also das, was man in Sachsen als Boofe bezeichnet. Bei wenig Betrieb ist es möglich, ohne Zelt darin zu liegen. Je weiter man in die Höhle kommt, um so wärmer ist es. Im Inneren ist es dann immer gleich warm, ca.12 Grad. Es reicht dann ein Sommerschafsack.
Im Prinzip kommt man, wenn man die geschätzt über 1500 Höhenmeter vom Rio Kukenan zum Gipfel zuverlässig in einem Tag bewältigt, ohne Zelt aus. Allerdings:
Bei viel Betrieb müssen die windausgesetzten und nicht immer trockenen Randbereiche der Hotels mitgenutzt werden, da braucht ein man Zelt. Ebenso reichen die Unterstände nur für 10-15 Personen. Mit Hängematten lässt sich diese Kapazität etwa verdoppeln.
Am Plateau außerhalb der Hotels zu zelten ist wegen schwerer Stürme, unvorhersehbarer Wasserläufe und fehlender Verbindung des Zelts mit dem Boden kaum möglich.

Ausrüstung: Wer mit Führer geht, kann alles leihen. Die Führer nehmen archaisch anmutende Kerosinkocher mit. Weder bei uns noch bei anderen Gruppen kam es zu Ausfällen. Ebenso braucht man kein Ess- oder Kochgeschirr. Ein Isolierbecher kann am Roraima aber nützlich sein.
Lediglich einen Schlafsack sollte jeder selber mitbringen. Die Leihteile sind Ungetüme. Wäschewaschen nachher kann man sich auch sparen. Für 3,30 DM pro Kilo bekommt man sämtliche Wäsche in der Lavanderia gewaschen.

Verpflegung: Kein Essen mitbringen, der Führer kauft ein. Denke dran, dass er sein halbes Leben in den Bergen verbringt und keine Lust hat, so lange von Trockenfutter zu leben.

Führer: Der Weg ist absolut unverfehlbar, Weggabelungen führen nach einigen Hundert Metern wieder zusammen.Trotzdem ist ein Führer vorgeschrieben. Neben dem Aspekt der Arbeitsbeschaffung spielt hier vor allem eine Rolle, dass die Touristen am Mitnehmen von Mineralien bzw. Pflanzen und am Verlassen der Wege gehindert werden sollen.
Es ist nicht schwierig, sich vor dem Engagieren eines Führers zu drücken, man muss aber damit rechnen, dass man von anderen "Geführten" oder deren Führern "verpetzt" wird. Der Führer führt nicht nur,er ist auch Träger und Koch. Die Schlepperei lohnt ohnehein nicht bei den Preisen von ca 80 DM pro Tag für einen Führer und gut der Hälfte für einen Träger.
Wer Zeit statt Geld hat, kann die Route auch zu zweit machen: Nach Paraitepuy laufen, dort einen Führer anheuern, der nimmt auch das Essen für alle drei mit.

Wanderplanung: Bei dem (dort häufigen) Regen ist der Weg (oberhalb des Basecamps) eine einzige Schlammpiste. Der Weg zwischen Rampe und Basecamp ist besonders übel. Uns kamen Leute entgegen, bei denen weder die Farbe der Hose noch die der Jacke zu erkennen war. Es empfiehlt sich, Kleidung zu verwenden, die nachher entsorgt werden kann.
Der Rückweg kann, wenn man früh aufbricht, durchaus an einem Tag gemacht werden. Wem's Spaß macht ...

Insekten: Moskitos sind selten - DDT und (vermutlich) die Luftwaffe machen es möglich - , dafür gibt es unzählige Sandflöhe, die von den Einheimischen Puri-puri genannt werden. Über Autan lachen die sich besten Falls tot und Mückennetze sind kein Hindernis. Ihre Stiche hinterlassen Beulen, die bei manchen wochenlang jucken. Bei anderen sind die Beulen nach einigen Stunden weg - vorausgesetzt man kratzt nicht dran. Sandflöhe suchen ihre Opfer anhand des Geruchs. Oberhalb etwa 2500 Metern ist insektenfreie Zone.
Die Badegelegenheiten in den Flüssen sollte man (und natürlich auch frau) unbedingt nutzen. Nach dem Baden darf man natürlich nicht mehr schwitzen, sonst war alles umsonst. Ich selbst bin nach meinem Bad mehrere Stunden lang in der Badehose im Camp1 herumgelaufen - ohne auch nur einen Stich abbekommen zu haben. Die anderen Mitwanderer, die 3 Stunden vorher im Basecamp in einer winzigen Gumpe gebadet hatten, wurden von den kleinen Blutsaugern schier gefressen.

Prophylaxe ist hier nicht nötig, man muss selbstverständlich (wie überall zwischen den Wendekreisen) ein Stand-by Mittel mitnehmen. Weiter im Norden sieht das allerdings wieder anders aus. Je näher man dem Orinoko kommt, desto gefährlicher wird's - der Orinioko- Unterlauf ist dank tatkräftiger Mitwirkung des Menschen eines der malaria- gefährlichsten Gebiete der Welt. Die Ölsucher haben eine Unzahl kleiner stehender Gewässer hinterlassen, ideale Brutstätten der Mücken. Wegen dieser Gefahr sollte man besser entweder das Amazonas- Gebiet oder noch besser (auch aus klimatischen Gründen) die Llanos aufsuchen, wenn man schon in den Dschungel will. In den Llanos wird eine Malaria- Prophylaxe auch als überflüssig betrachtet.

Keine Entwarnung: Aber wegen anderer Viecher noch ein Tip, falls es Euch Eure Begleiter nicht gleich zu Beginn einschärfen: _Nie_ eine Tasche (Rucksack etc.) unverschlossen am Boden stehen lassen. Giftschlangen, Skorpione und und anderes, gefährlich giftiges Viehzeug sind in diesem Bereich ein erheblich größeres Risiko als Malaria übertragende Moskitos. Es kriecht mit Vorliebe in offen gelassene Taschen oder herumstehende Schuhe hinein. Es ist zu bedenken, dass man bei einer Malaria- Erkrankung immer noch den Rettungshubschrauber alarmieren lassen kann. Bei einem Schlangenbiss braucht man den nicht mehr, entweder man überlebt ohne Hilfe oder man stirbt beim Warten auf die Rettung.
Europäische Handys funktionieren in Venezuela übrigens nicht, weil dort der US- Standard gilt. Dafür ist am Roraima Empfang, mit (dem europäischen) GSM wäre das unmöglich bei der Antenne an der 60 km entfernten Straße.

Schon der Biss von einer der dort lebenden Riesenameisen (5mal so groß wie die unseren...) ist unangenehm genug, um einem einen ganzen Urlaubstag gründlich zu verderben. U. a. deshalb sind Hängematten dort so beliebt: damit ist man vom Boden weg - und sicher vor dem allermeisten Ungeziefer.

Es ist unter allen Umständen zu vermeiden, dass man beim Gehen mit der bloßen Haut das Gras abstreift. Sobald der Boden bewachsen ist braucht man knöchelbedeckende Schuhe, wer sich die Hosenbeine hochwickelt, muss sie wieder runterwickeln, sobald Gras in den Weg hineinragt.

Wer allein im Zelt schläft kann die Schuhe ins Zelt nehmen, die anderen sollten, sofern sie nicht auf fremden Schuhgeruch stehen, dafür sorgen, dass sie morgens beim Anziehen der Schuhe nicht auf unerwünschte Untermieter stoßen. Ich habe die Schuhe auf meine in den Boden gerammten Wanderstöcke gestülpt.

Kurze Tour: Der Chirikeyen- Tepui ist als 2- Tages- Tour zu machen:

  • Mit Jeep nach Campo Grande (ca. 2 h)
  • Dort nächtigen
  • Von dort in zwei Stunden aufs Gipfelplateau
  • Oben beliebig lange verweilen und dann alles wieder retour.

Links:

Unseren Führer Alex erreicht man per e- Mail: tayukasen@hotmail.com, Im Betreff "for Alex Gromey" vermerken.
Hier kann man gut nächtigen und auch gleich die Tour buchen:
centroturistico@hotmail.com
Agentur mit Website:
www.newfrontieresadventures.com
Ray Steven (der Führer der anderen Gruppe, der auch den Auyan führt siehe
hier