Trekking im Hohen Atlas
mit der Bergsteigergruppe der Sektion Schwaben des DAV

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02.09.: Linienflug mit Royal Air Maroc von Frankfurt nach Casablanca. Der halbe Flughafen ist im Urlaub, zwei Hanseln dürfen die bis zum Rand beladene 737-400 ent- und anschließend wieder beladen, dadurch verzögert sich der Flug um fast 4 Studen. Der Flug in der (am Mobiliar erkennbar) recht alten Maschine ist problemlos, das Essen lecker und das Begleitpersonal nach Aussage der Reiseteilnehmerinnen zum Anbeißen knackig. Also Mädelz: Auf sie mit Gebrüll (oder besser Gekreische) :-), zumindest so lange ihr auf Schönlinge steht.

Transfer zu unserem Vier- Sterne- Hotel (Suisse) in der Neustadt. Nun hat das nicht viel zu sagen. Baulich stimmt das mit den Sternen schon (Verreria, Riesen- Eingangshalle, Protz und Prunk an allen Ecken & Enden), aber sonst erwarteten uns laut tropfende Wasserhähne, feuchte muffig riechende Teppichböden, defekte Klimaanlagen, das schlechteste Essen der ganzen Tour und Frühstück mit Aufpreis für eigentlich (in dieser Kategorie) selbstverständliche Bestandteile.

Vier- Sterne- Loch

Bei einer Gite würde mir das nichts ausmachen, aber mit vier Sternen ist das kaum zu vereinbaren.

03.09.: In Casablanca gibt es außer der neuen Moschee, dem Mitte der 90er Jahre fertiggestellten welthöchsten Sakralbau nichts zu sehen. Die Besichtigung ist mit 100 Dirham (22 DM) auch reichlich teuer.

==>Tipp:
Marokko betreibt seit einigen Jahren eine für Dritte- Welt- Länder sehr solide Finanzpolitik. Allein dadurch, dass somit keine "Flucht aus der eigenen Währung" mehr stattfindet, ist der Kurs nicht nur gegenüber dem Euro, sondern auch gegenüber anderen Währungen am Steigen. Die Zeiten spottbilligen Urlaubs in Marokko sind damit vorerst vorbei. Für Lebensmittel und viele andere Dinge des täglichen Bedarfs sind fast deutsche Preise zu zahlen, lediglich Dienstleistungen und Gegenstände, deren Herstellung mit viel Handarbeit verbunden ist, sind noch erheblich billiger. Es sind allerdings auch viele sog. 1b- Waren (das sind solche mit minimalen, den Gebrauch nicht einschränkenden Fehlern) zum viertel bis halben Preis i.d.R. unter anderer Markenbezeichnung zu finden. Benzin ist so teuer wie in Deutschland, Diesel kostet die Hälfte.

der höchste Sackralbau der Welt

Fahrt in die Provinzstadt Ben Mellal (210 km) am Nordrand des Mittleren Atlas. Was für uns nichts Außergewöhnliches (die Vaucluse-Quelle Ain Asserdoun) ist, lockt hier die Leute von nah und fern. Vom Aussichtspunkt Borj ei Ras eröffnet sich ein weiter Blick auf die fruchtbare Tadla-Ebene.

Für uns nix Besonderes, aber hier kommen die Touris aus nah und fgern zur Quelle Kasbah bei Beni- Mellal

Wir quartieren uns in einem Luxushotel ein. Ich halte es allerdings für fragwürdig, in einem Land mit Wasserknappheit Hotels mit Schwimmbad auf zu suchen. Man muss bedenken, dass in manchenStädten Marokkos stundenweise das Wasser abgestellt wird, um die Frischwasserversorgung der Hotelpools sicher zu stellen. Hier haben wir auch den ersten Kontakt mit islamischen Sitten. Unsere Herrschaften Vereinsbergsteiger müssen auf ihr heißgeliebtes Bier verzichten. Wie kann man nur zu so einem Essen Bier... Aber eins ärgert mich auch: Nicht mal den (vorzüglichen) einheimischen Wein kriegt man hier.

04.09.: Wir erledigen letzte Einkäufe. Beni Mellal ist im Gegensatz zu Casablanca, wo man durch den Abfall watet, pieksauber wie ein deutscher Kurort. Der Verkehr auf den 15 Meter breiten unmarkierten Straßen ist für eine Stadt mit 40 000 EW extrem, dzu springen etwa 12- jährige Schuljungen durch die Straßen, kassieren (auch für unsere Begriffe hohe) Parkgebühren, weisen allerdings auch auf Millimeter ein.

Wir fahren in Jeeps über EI Ksiba (Picknickpause unterwegs) und drei Pässe (der letzte davon ist nicht asphaltiert und richtig abenteuerlich) nach Imilchil (ca. 180 km). Unterwegs essen wir im Cafe Atlas (am derzeitigen Ende des Asphalts). Die Leute habebn dort einen viele Jahre alten unbenutzten (dort auch nicht bruchbaren) Traktor aus Russland herumstehen - fehlgeleitete Entwicklungshilfe.

Leckeres Mittagessen im Cafe Atlas Entwicklungshilfe aus Russland Schmale Piste nach Imilchil

Auf der Fahrt können all diejenigen, an deren Heilix Blechle kein Kratzer kommen darf, mal sehen, was so eine Kiste alles aushält. Sogar ein etwa 20 Jahre alter Passat mit Bootsanhänger kam uns entgegen. in Imilchil schiffte es was ging. Die drei Landys schwammen fast weg, aber fuhren trotzdem noch etwa 10 km durch Morast zu unserem erstenLagerplatz.
In Imilchil findet jährlich der Heiratsmarkt der Ait Haddidou statt. Leider war kein Heirazmarkt als wir da waren :-(. Einer wollte nämlich seine Frau verkaufen und ein anderer wollte sich eine kaufen. ;-)

Unglaublich - in dieser steilen Schotterwüste grasen Ziegen & Schafe Mein Zeltgenosse, bis wir spitzbekamen, dass die Begleitmanschaft ein Zelt über hatte. Erster Lagerplatz

Die Beraber bilden eine der drei großen Berber-Sprachgruppen in Marokko und siedeln vorrangig im Hohen Zentralatlas. Sie leben teilnomadisch. Wie die anderen Beraberstämme in unserem Trekkinggebiet betreiben sie einen kleinräumigen Berg-Tal-Nomadismus mit Wechselweidewirtschaft und gleichzeitigem Bewässerungs- und Regenfeldbau. Die Übernachtung in einem einfachen Berberhaus entfiel, es wurde trotz zurückliegenden Unwetters am Fuße eines unheimlich schottrigen Berges gezeltet. Allerdings sind wir die Hälfte der Etappe des ersten Wandertages schon gefahren. Ich darf mir mit Peter das viel zu kleine Zelt teilen.

05.09.: Wir treffen auf unsere Begleitmannschaft (Führer, Assistent, Koch, 4 Treiber) und die 7 Tragtiere (Mulis). Die Verständigung ist nicht immer einfach: Nur zwei Reiseteilnehmer können französisch, davon einer (ich) schlecht, der Reiseleiter spricht mit dem Führer spanisch, das versteht außer den beiden niemand (obwohl beide auch französisch sprechen), der Assistent (für ihn ist das ein Studentenjob) ist der einzige, der sich mit allen unterhalten kann, der spricht neben französisch auch je ein paar Worte spanisch, italienisch, englisch und deutsch und kennt auch die lokale Berbersprache. Von den Treibern spricht nur einer französisch.

Führer Ahmed und Assistent Machmut 14 Tage nur Weißbrot und Marmelade zum Morgen - hält garantiert höchstens eine Stunde.

==>Tipp:
Englisch versteht in Marokko fast niemand. Seit dem letzten Krieg sind Engländer dort nach Angabe einiger Einheimischer sehr unbeliebt. Aus den Zeiten intensiveren deutsch- marrokanischen Handels gibt es einige ältere Leute, die deutsch sprechen. An der Nordküste kommt man mit Spanisch auch recht gut durch. Wer zu gut spanisch spricht, kann dort u.U. Probleme mit der Staatsgewalt kriegen, diese wird bei dem geringsten Verdacht auf Menschen- oder Rauschgiftschmuggel hellwach. Landessprachen sind (etwa gleichberechtigt) Arabisch und Französisch. Die 7-jährige Schulpflicht wird seit einigen Jahren auch durchgesetzt, fast alle unter 25 sprechen zumindest etwas französisch - auch außerhalb der großen Städte.

Wenn das Gepäck verschnürt ist, starten wir zum Trekking. Im Verlauf des ersten Wandertages kommen wir ins Tal des Assif Melloul (Assif = Fluß). Durch eine wildromantische Schlucht zieht sich der Weg nach unten. Hunderte Meter hat sich der Fluß in die kalkigen Sedimentgesteine hineingefressen.

Die erste Nacht am Anfang der Schlucht ist in einer Art Selbstversorgerraum. Für Küchen- und Speisezelt wäre auch kein Platz.

Dorf bei Imilchil Mittagessen auf der Passhöhe - so feinen salat gab es immer

06.09.: Die Erdgeschichte liegt ab jetzt sozusagenwie ein offenes Buch vor dem Betrachter. Mittlerer und Hoher Atlas sind aus Meeres-, Seen- und Flußablagerungen des Erdmittelalters aufgebaut, die zu Kalken, Sandsteinen und Schiefern verfestigt und ab der Erdneuzeit zusammengedrückt und emporgefaltet wurden. Die Schlucht verengt sich teils sehr stark. Auf dem folgenden Bild sieht man, dass der Fluss wohl älter ist als das Gebirge, deren Kämme mehrmals vom Fluss durchtrennt werden. Klettern ist nicht - Das Gestein mit z.T. abbauwürdigem Eisengehalt ist zwar supergriffig, fällt aber bereits auseinander, wenn man nur scharf hin schaut. Ein paar monolithische Klapfen liegen im Tal.

==>Tipp:
Weiter im Süden gibt es aber ein sehr gutes Klettergebiet, die Toghdal- Schlucht. Für alpinistische Aktionen im Hohen Atlas ist der CAF (Club Alpin Francais) der Ansprechpartner. Hier gibt es Führer und Karten, er betreibt angeblich auch Hütten.

Oftmals queren wir den Fluß vom einen zum anderen Ufer oder gehen durch das steinige Flußbett mit wechselnder Wasserführung. Bei dem durch das Unwetter ungewöhnlich gestiegenen Wasser wären die Querungen ohne Tourenstöcke schlichtweg unmöglich, zumal das Wasser so trüb ist, dass man an keiner Stelle den Boden sehen kann. Der Führer (der keine Stöcke mit hat) macht z.T. erhebliche Umwege, um eine gute Furt zu finden.

Häufige Flussquerungen "Aufschluss"reicher Tag

Leider ist dieser Teil des Weges in der Hauser- Atlas- Reise ab 2001 nicht mehr enthalten.

07.09.: Die zweite Nacht verbrachten wir - vom kakao- farbigen Wasser verdreckt - auf einem Dreschplatz am Ende der Schlucht. Nachttemperaturen von 15 Grad sorgten außerhalb des (Winter-)Schlafsacks für Frieren und innerhalb für Schwitzen. Hinzu kam, dass ich mir Montezumas Rache eingefangen habe und ca. 10 Mal Wasser lassen musste - hintenraus.

==>Tipp:
Nicht das Wasser in den Bergen, sondern das in den Städten ist das Problem. Nach nur 1 1/2 Tagen im Atlas kann dessen Wasser nicht Ursache gewesen sein. Seitdem es nicht mehr üblich ist, dem Leitungswasser Chlor zu zu geben, sollte man Trinkwasser kaufen. (relativ billige Einwegflaschen von 0,5 - 20 Liter)

Der heutige Weg ist kurz - 370 Meter rauf und etwa 500 Meter runter. Mehr wäre ohne was im Bauch auch nicht gegangen. Unterwegs kommen wir durch Beraberdörfer mit den typischen verschachtelten und übereinander getürmten einfachen Häusern. Manche von ihnen werden noch von den sogenannten Tighremts beherrscht, Lehmburgen, die, wie auch die anderen Häuser, aus Stampflehm und luftgetrockneten Ziegeln gebaut sind. Die im Grundriß quadratisch und bis zu sechs Stockwerken hohen Tighremts stellen mit ihren Ecktürmen, Zinnen sowie den geometrischen Verzierungen die Schmuckstücke der Dörfer dar und sind von einer oder mehreren begüterten Familien bewohnt. Um keinen fruchtbaren Talgrund zu verbrauchen (es ist jeder Quadratzentimeter genutzt) stehen die Häuser am Hang. Das spärliche Grün dazwischen wird von Schafen und Ziegen genutzt. Auch in der Schlucht wohnen Menschen in Felsnischen, so dass für das Haus nur noch eine Wand gemauert werden musste.

Am Weg kehren wir bei Verwandten des Führers ein. Ein älterer Herr lässt sich von uns eine schwer entzündete Wunde verpflastern und bekommt noch eine kleine Flasche Desinfektionsmittel, sowie den Rat, baldmöglichst eine Sanitätsstation (in Marokko kostenlos) aufzusuchen. Dafür stellte er sich dann auch mit der ganzen Familie in Pose.

Gastgeber- Familie

Die erste Waschgelegenheit der Tour liegt direkt am Weg, auf dem reger Muli- Verkehr herrscht. So müssen wir mit Waschen warten bis es Nacht ist.

==>Tipp:
Die Sitten sind streng. Frauen mit kurzen Hosen sind absolut unmöglich, auch Männer sollten beim Durchqueren zumindest größerer Orte lange Hosen und T-Shirts mit Ärmel tragen. Frauen könne sich allerdings mit überknielangen Röcken behelfen, die sieht man auch an Einheimischen. Diese religiöse Sitte hat einen ernsten Hintergrund: Sonnenschutzmittel sind für "Eingeborene" fast unerschwinglich. Lediglich in den großen Städten sieht man auch Einheimische in ungezwungener Bekleidung - und das auch nur abends. Verstöße gegen die (analog zum deutschen §1 StVO) bewusst schwammig formulierte Kleiderordnung sind je nach Schwere mit Bußgeld oder saftigen Geldstrafen belegt.

Von dem leckeren Hühnchen kann ich kaum was essen. Zum Glück beruhigt sich Monte Zuma wieder.

08.09.: Wir verlassen das Melloul-Tal und steigen auf einem Serpentinenweg und durch alte Wacholderwälder auf ein rauhes und karges Hochplateau mit z.T. quadratkilometer großen Dolinen. Die Trockentäler, die auf diese Dolinen zulaufen, sind als Orientierungsmittel ungeeignet, denn es ist nicht sicher gestellt, dass zwei benachbarte Täler in der gleichen Doline enden. Auch die Regel, dass man entlang eines Flusstales immer aus dem Gebirge herauskommt, gilt hier natürlich nicht. Landmarken existieren auf dem Hochplateau natürlich auch nicht, Bäume über 4 Meter Höhe sind wegen der häufigen schweren Stürme nur in Senken zu finden und ein Hügel sieht aus wie der nächste. Um einen 50 Meter höheren Aussichtspunkt zu erreichen, läuft man schon mal eine halbe Stunde. Wer hier nicht heimisch ist, ist ohne GPS ziemlich aufgeschmissen. Die Vorfahren navigierten übrigens wie die Seefahrer mit den Sternen, aber wer kann das heute noch?

Windzerzauster Wacholder Lagerplatz in Doline (= Oase)

Wir nächtigen in einer riesigen Doline mit Brunnen, gemeinsam mit 3 anderen Trekkinggruppen, ca. 100 Nomaden und midestens 100 000 Ziegen und Schafen.

==>Tipp:
Am Hochplateau herrscht ein oft kräftiger Wind, der zwar angenehm ist, die Haut aber in Minutenschnelle austrocknet. Trotz Anstrengung und der Abwesenheit sittenstrenger Bevölkerung sollte man hier keine Haut zeigen. Es sei denn man hat kiloweise Fett- und Feuchtigkeitscreme dabei.

09.09.: Über das Plateau führt der Weg bis zu dem aussichtsreichen Felsen Jebel Issif (2750 m). Dort verweilen wir (viel zu kurz).

Viel zu kurz genossene Aussicht. Der Ibel Aroudane ist bereits seit gestern sichtbar.

Dann geht es fast 1000 Meter steil hinunter ins Tissalmit-Tal. Über einen Höhenrücken (erneut 600 Meter höher), den wir bei glühender Hitze überqueren, gelangen wir nach Zawyat Ahancal (1600 m) am gleichnamigen Fluß. In einigen Orten stoßen wir auf Gräber (Marabou) von Heiligen, die wegen ihrer segensreichen, göttlichen Kraft (Baraka) verehrt werden.

Zawyat Ahancal mit einer Riesenwand dahinter Speditionshof

Wir bauen wie üblich ein Zeltlager auf. Abends führt mich ein etwa 12- jähriger Einheimischer, der besser französisch kann wie ich, durch die Stadt. Sie ist kaum größer wie ein Fußballplatz und von etwa 5000 Menschen bewohnt (!). Es gibt Strom (Wasserkraftwerk am Weg), Telefon, eine Karawanserei, ein Postamt und - hier zu Lande selten - einige Kühe. Heute findet eine Hochzeit statt, der Lärm ist bis ins etwa 1 1/2 km außerhalb liegende Lager zu hören.

Über der Stadt erhebt sich die gigantische Nordwand des Ibel Aroudane - bis 2000 Meter hoch und ca 15 km breit. Zwei Jahre zuvor hatten sich zwei Polen daran versucht und sind dabei runtergefallen. Es gibt in der Stadt eine wunderschön gelegene Gîte.

10.09.:Der Weg führt in einem Seitental zum Tizi-n-Ilissi (2600 m). Die Hitze und Monte Zuma machen mir erneut zu Schaffen. Vielleicht wäre die Piste, die am Hang und mit gleichmäßiger Steigung verläuft, besser gewesen. Auf dieser sind es dann noch etwa 10 km zum Nomadenmarkt Assemsouk bei Rnes. Dieser unbewohnte Handelsplatz liegt an der Kreuzung zweier wichtiger Pisten. Lediglich ein LKW war da zwecks Abladens von Baumaterial. Ein Mal pro Woche ist hier Markt.

Und wer sich über die Unzulänglichkeiten im öffentlichen Verkehr beklagt, soll diesen mal in Marokko benutzen: Mitfahrt im Lkw ist die einzige Möglichkeit.

Wir lagern hier und werden Zeugen der Schächtung einer Ziege. Anschließend wird die Ziege auch gleich gebraten und gegessen. Wir erleben die erste _richtig_ kalte Nacht.

So fahren die Marokkaner- u.U. viele Stunden Die Schächtung möchte ich nicht wiedergeben. Aber auch das Brot wird vor Ort gebacken.

11.09.:Zwei öde Straßenpässe umgingen wir - allerdings mit einem Umweg von etwa einer Stunde - ausgerechnet am ohnehin schon längsten Tag. Wo laut Karte ein See sein soll, ist jetzt nur noch Sand zu sehen. Die Gegend ist hier extrem trostlos.

In den Hochtälern zwischen den begrünten Berghängen treffen wir auf die Lagerplätze der Halbnomaden, die hier nach der Schneeschmelze in aus schwarzer Schafwolle gefertigten Khaimas-Zelten leben und über die Sommermonate ihre großen Schaf- und Ziegenherden weiden lassen. Während somit ein Teil einer Berbersippe über Monate im Hochgebirge unterwegs ist, verbleibt ein anderer in den tiefer gelegenen Wintersiedlungen, um sich den häuslichen Arbeiten und der Bewirtschaftung der Felder zu widmen.

Trostlose Landschaft oberhalb des Hkim- Tales

Wir steigen in das fruchtbare und dicht besiedelte Tal von Hkim ab und durchrennen dieses auf seiner gesamten Länge von ca. 20 km, ohne etwas von Land & Leuten sehen zu können. Außerdem lösen sich meine Schuhe in Wohlgefallen auf. Da wäre mir selbst der Platz auf der Ladefläche lieber gewesen. In Iskataffene lagern wir. Dort klebe ich meine Schuhe mit Sekundenkleber - hält erstaunlich gut.

12.09.: In Tabant, der Heimat unserer Treiber, werden Ansichtskarten und einige Nägel (für die Schuhe, war aber nicht erforderlich) beschafft. Karen besorgt sich ein Berber- Kopftuch und heißt seitdem nur noch Berbel. Wir verlassen das Tal und steigen - zunächst entlang des Fallrohrs des örtlichen Kraftwerks - auf einen aussichtsreichen Paß hinauf, den Tizi-n-Ait-Imi (2905 m). Dort eröffnet sich ein beeindruckendes Panorama auf die höchsten Berge des Zentralen Hohen Atlas, darunter die Gipfelkette des über 4000 m hohen Ighil Mgoun-Massives. Nach Norden sehen wir zum letzten Mal den Ibel Aroudane, dessen gigantische Wand die letzten vier Tage die Landschaft beherrschte. Durch das wie immer leckere Essen haben wir dieses Mal auch etwas mehr Zeit, das Panorama zu genießen zu gekönnen.

Nach steilem Abstieg erreichen wir die Aflafal-Quelle (2300 m), den Beginn des Oued Mgoun. Gelagert wird auf einer herrlich gelegenen Wiese. Erstaunlich sind hier die Felsen, die wie große Stapel Pfannkuchen aussehen, allerdings auch eine ähnliche Konsistenz aufweisen.

Kletterverbote erübrigen sich hier von ganz allein

13.09.:Wir erreichen auf einem Höhenweg nördlich der Oulimimt-Schluchten in wenigen Stunden unseren Lagerplatz (2650 m) am nördlichen Bergfuß des Mgoun. Der Weg führt an bizarren Felsformationen und einer Art Nomaden- Museum vorbei. Nachmittags kommen wir das erte Mal ungestört zu einem Bad und zum Wäschewaschen.

Bizarre Felstürme wie die Steinernen Jungfrauen im Eselsburger tal - nur viel mehr Bizarre Felsformen

14.09.: Wir besteigen den technisch nicht schwierigen, aber wegen Länge und Höhenunterschied recht anstrengenden Hauptgipfels des Mgoun (4068 m). Besonders frustrierend an dem Schotterhaufen ist, dass man in den ersten zwei Stunden ganze 100 Höhenmeter gewinnt. Der Pfad aus dem Bergkessel führt durch Gesteinsschutt und über kleine Schieferplatten in ca. 5 bis 6 Stunden auf den Hauptkamm hinauf und diesem folgend zum Gipfel. Ahmeds Wanderschuhe sind kaputt, er läuft mit Turnschuhen und ohne Stöcke durch den Schotter. Er rutscht zwar mehr als er läuft aber kommt immerhin als zweiter oben an. "Alibaba" alias Dieter toppt das noch mit seinen Stoffschläppchen - mit seinen 40 Jahre alten Bergschuhen bekommt er Probleme. Danach hat er allerdings kaputte Füße.

800 Höhenmeter Schuttrutschen. Dann ist man oben. Das obligatorische Gipplfoto

Wir haben Glück und "nur" etwa Windstärke 5, immerhin genug, um trotz Überhose das Schwitzen zu verhindern. Die vom Gipfel sichtbare Einsenkung zwischen Antiatlas und Sahrho- Kette lenkt den Wind wie eine Düse genau auf den Mgoun. Auf einem großen Stein am Gipfel ist der Hinweis, wegen Wind bitte keine Steinmänner zu bauen. Bei klarem Wetter können wir beim Picknick eine prachtvolle Aussicht genießen. Uber den 6 km langen Kamm laufen und durch steile Schotterfelder rutschen wir 4 Stunden lang in die Hochebene von Tarkeddit. Trotz vorschriftmäßiger Bergschuhe haben meine Achillessehnen nachher auch weh getan.

Gezeltet wird auf einer grünen Hochalm (2900 m) bei der Quelle des Oued Tessaout. Wer sich nicht am Gipfelvorstoß beteiligte, wanderte mit den Mulitreibern in einer mehr oder weniger gemütlichen Tagesetappe über den Tizi-n-Oumsoud (2970 m) zu unserem höchstgelegenen Zeltplatz.

15.09.:Wir umgehen die tiefen und engen Tessaout-Schluchten und wandern über eine Hochfläche mit 40 Meter tiefen Klüften bis zu einem Steilabbruch (3200 m) und steigen ins Tessaout-TaI mit seinen Lehmhausdörfern Tasgaiwalt (2500 m) und Amrezi ab. Der Blick von dort zurück erinnert sehr an die Dolomiten.

Steilabbruch bei Tasgaiwalt senkrechte Höhlen am Hochplateau Fast wie Dolomiten

Die süßen Nomadenkinder sind sehr zutraulich und glücklich, wenn man ihnen ein Bonbon oder einen Kugelschreiber gibt. Sie lassen sich dann auch fotogrfieren, kraulen und - zumindest von Inge - auf den Arm nehmen.

Sind sie nicht goldig - Und was für uns Abfall ist, da sind sie noch richtig scharf drauf. immer noch süß ...

16.09.: Der Weg führt uns durch die fruchtbare, grüne und dicht besiedelte Landschaft des Oued Tessaout talabwärts. Wir passieren Talweitungen sowie Engstellen und kommen an malerischen Hangdörfern wie Talat-n-Tazart und Fakhour vorbei. Das Tal ist von hohen Felswänden begrenzt, aber auch hier gilt: Anfassen verboten! Einsturzgefahr! Wir nächtigen das erste Mal in eine "Gite". Diese ist etwa wie eine DAV- Selbstversorgerhütte ausgestattet. Es ist für marokkanische Verhältnisse sehr sauber und es gibt warmes Wasser. Im Gebäude selber sind Spuren einer ehemaligen Luxus- Herberge (Stuck, Rufanlage ...) zu sehen.

Viele Felsen im romatntischen Tal. Aber nur zum Anschauen. Völlerei in der Gîte

17.09.: Wir verfolgen das Tessaout-Tal noch eine Stunde und steigen beim Dorf Ifoulou (1750 m) südlich aus dem Tal hinaus und gelangen über Tagoukht und Tifardzine auf einem "Panoramaweg" zum Tizi-n-Fedhgat (2180 m). Unterwegs sehen wir unterschiedlich gefärbte Sandverwehungen.

Hier wurde Sand angeweht, der sich mit der Zeit verfestigt hat

Wir zelten an einem sehr windigen Platz, und dürfen erneut ein frisches Schaf essen, lecker (!!!). Die beschädigte Achillesssehne wurde mit etwa einer Tube Sportgel auch wieder HEIL.

18.09.: Danach ist noch ein höherer Paß (2800 m) zu überwinden, bevor wir in einen Taleinschnitt nach Tamda-n-Ounghmar und zum Tichkiwine-Fluß (2400 m) absteigen. Wir zelten hier an einem See, wo es noch windiger ist als am letzten Camp.

Windiges Camp am See

19.09.: Unsere Badenixen verzögern den Abmarsch erheblich. Aber heute ist ohnehin nur ein halber Tag. der Weg führt aus der unwirtlichen Schotterlandsschaft in üppigstes Kulturland. Unsere letzte Unterkunft ist eine Luxus- Gite beim Dorf Anemiter. Zum "guten Schluss" wird einer der Treiber vom Muli getreten. Der Fuß sieht böse aus. Wir versorgen ihn so gut wir können. Einige Leute spenden etwas. Von mir bekommt er die zufällig passenden Schuhe, dann muss er wenigstens nicht mehr in Plastiksandalen herumlaufen. Und ich habe Platz im Rucksack.

20.09.: Der Weg zum Bus führt durch eine katastrophal erodierte Landschaft. An einer Schule möchte ich heimlich still und leise zwei Schulkindern meine abgenutzten Klamotten vom Treck geben. Kaum war der Rucksack abgesetzt, sehe ich mich schon von etwa 100 Schülern umringt, die um die alten Fetzen eine filmreife Massenschlägerei veranstalten. Da ich da nicht reigezogen werden möchte, (immerhin sind auch einige Siebtklässler dabei, die z.T. einen Kopf größer sind als ich,) mache ich statt Fotos lieber mich aus dem Staub.

In Anemiter nehmen wir von unserer Begleitmannschaft Abschied. Über Telouet mit seiner eindrucksvollen Kasbah der Glaoui fahren wir hinauf zum höchsten Straßenpaß in Marokko, dem 2260 m hohen Tizi-n-Tichka. Auf einer kurvenreichen Bergstraße gelangen wir schließlich in die über 900 Jahre alte Königsstadt Marrakesch (160 km). Hier beziehen wir unsere Zimmer im Hotel, in dem wir die kommenden drei Nächte bleiben.

Nach nur drei Duschgängen waren die ersten schon wieder sauber. Es gab auch wieder Wein und sogar Bier - zu absolut unverschämten Preisen.

Ich weiss zufällig, was so ein Mulitreiber bekommt. Ich hoffe die Mulitreiber wissen nicht, dass wir in Marrakesch in einem Hotel abgestiegen sind in, dem allein eine Übernachtung so viel kostet, wie er in einer ganzen Woche kriegt (und wo von er auch noch sein Tier unterhalten muss.) Was ich von Hotelpols halte habe ich schon oben gesagt.

21.-22.09.: An beiden Vormittagen steht eine geführte Stadtbesichtigung auf dem Programm. Zu den bedeutendsten Sehenswürdigkeiten von Marrakech gehören die Koutoubia-Moschee mit dem ehemals höchsten Minarett Marokkos und das Stadttor Bab Agenaou aus der Almohadenzeit, die Saadier-Mausoleen bei der alten Kasbah-Moschee und als größte, alte Koranschule die Medersa Ben Youssef aus der Saadier-Dynastie, ferner das reich geschmückte und verschachtelt aufgebaute Palais de la Bahia als Sitz eines Großwesirs um 1900 und das aufschlussreiche Volkskundemuseum Dar Si Said. Im Prinzip werden wir zwei Vormittage lang weit über Gebühr durch die Bazars geschleift - bis der Fremdenführer all seine Gönner abgeklappert hat und wir von letzteren abgezockt wurden.

Die Nachmittage stehen zur freien Verfügung.

==>Tipp:
Sicherheit ist in Marokko übrigens kein Problem. Die "institutionalisierte" islamische Armenspende ermöglicht auch einem nicht gerade überreichen Land eine gewisse soziale Mindestsicherheit. Eine breite Basis (alle Einkommen, nicht nur die aus der nichtselbstständiger Arbeit werden zur Finanzierung herangezogen, außerdem die Vermögen) und selbstverständlich ein niedrigeres Leistungsniveau sorgen dafür, dass das trotz regional unterschiedlicher Arbeitslosigkeit zwischen 10 und 30 % auch für ein armes Land bezahlbar bleibt. Ein (angeblich) barbarisches Strafrecht hält auch die "Raffgier- Kriminalität" kurz.
Nichtdestotrotz sollte man nicht gerade mit der Rolex am Arm durch die Armenviertel rennen.

Der flotteste Otto aller Zeiten vermieste mir den Spaß gründlich. Nicht mal das leckere Essen konnte ich genießen. Zu den Stadt- Tagen möchte ich jetzt nicht mehr so viel schreiben, das können andere sicher besser (s.u.)

Unsereins mag sich hier wie im Streichelzoo vorkommen - in der Stückzahl ist das aber das größte Problem , das Marokko in der Zukunfrt lösen muss.

23.09.: Früh morgens verlassen wir Marrakesch und fliegen über Casablanca nach Deutschland zurück.

Kommentare zur Reise:

Gut waren

  • Alle Hotels bis auf das erste
  • Die Gîtes überraschten positiv, sie waren ja als nahezu unzumutbar angekündigt worden.
  • Das Essen auf Tour. So lecker esse ich selten. Bei frisch Geschlachtetem braucht man sich auch um das Fleisch nicht zu sorgen.
  • Unsere zwei Guides.
  • Gut war auch das Wetter nachz, das war bei den Löchern im Zelt und den defekten Reissverschlüssen allerdings dringend erforderlich
  • Besonders gut war, dass man auch aus dem geschlossenen Zelt heraus die Sterne sehen konnte.

Verbesserungsfähig waren

  • die Zelte: Ich hatte das Glueck, ein 2-Mann-Zelt alleine zu bewohnen. Ab 1,75 Meter Körpergroesse ist es nämlich leider erforderlich, diagonal zu schlafen. Wie es darin allerdings möglich ist, zu zweit zu schlafen, weiss wohl niemand außer denen, die es doch irgend wie schafften.
  • Stadtrundfahrt in Marrakesch: Der zweite Bus hatte keinen Sprecher. Die Insassen wurden etwa eine Stunde durch die Gegend gekarrt und waren nachher so schlau wie vorher.
  • Bei der Durchführung der Wanderungen hätten die zwei Guides aufgeteilt werden können. Einer geht mit den Gesunden vorne weg, der andere mit den Fuß- und Darmkranken hiterher. Letztere wurden z.T. bis zum Kollaps "gescheucht", den anderen ging es viel zu langsam.
  • Die Wanderungen sollten wegen der Mittagshitze früher anfangen. (Vorschlag: an langen Tagen 5 Uhr, sonst 6 Uhr). Was man morgens in einer Stunde läuft, läuft man mittags in zwei. Notfalls kann man die Mittagspause ausdehnen.

Ein paar Bitten an weitere Leute, die da auch mal hin wollen.

  • Bonbons sollten an die Kinder nicht verschenkt werden.; Zahnpflege ist dort ein Fremdwort.
  • Auf die im Land für die Einheimischen fast nicht erschwinglichen Kugelschreiber sind die Schulpflichtigen genau so scharf, die Schulen stellen dort keine Schreibwaren.
  • Ebenfalls sollten die in Casablanca in grossen Mengen anfallenden Einwegflaschen nicht weggeworfen werden. Die Nomaden benutzen sie für fast alles, zum Wasserschöpfen oder als Vorratsflaschen für die am Hang liegenden Lagerplätze, oben abgeschnitten und ineinandergesteckt als Dose, die verbleibenden Oberteile als Trichter.
  • Wer die nach einer solchen Tour nicht mehr zivilisationstauglichen Kleidungsstücke oder andere noch tragfähige Altkleider der dort wirklich dankbaren Bevölkerung zu Gute kommen lassen will, soll es anders machen als ich. Auf jeden Fall die Umgebung von Schulen meiden.

Links zu http://www.marokko.com:

Einstiegslink http://www.mincom.gov.ma/

Casablanca: http://www.marokko.net/info/staedte-info/html/casablanca.html

Marrakesch http://www.marokko.net/info/staedte-info/html/marrakesch.html

bei Nacht http://www.marokko-reisen.de/Info/Marrakesch/marrakesch.jpg

Bilder der Moschee:
http://www.marokko.net/info/staedte-info/assets/images/Casablanca_Moschee_04.jpg, http://www.marokko.net/info/staedte-info/assets/images/Casablanca_Moschee_01.jpg

Veranstaltet hat all dies: www.hauser.de, vermittelt durch www.wildewelt-reisen.de

Wer unbedingt klettern will:

Anfahrt zur Todgha- Schlucht http://www.artours.net/circuits/oasis/index_eng.htm http://www.artours.net/circuits/oasis/

Topo der Todgha- Schlucht http://www.soescalade.com/topos/Todra/todra.html